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Die EU ist Schuld an der Misere in Griechenland – so sieht es der griechische Wirtschaftsminister

Irgendwie haben so einige Aussagen, die heute bezüglich der drohenden Pleite von Griechenland getätigt werden, schon sehr eigenartige Inhalte.

Dazu zählt sicherlich auch die Aussage des griechischen Wirtschaftsministers Michalis Chrysochoidis. Seiner Meinung nach sind die EU-Subventionen, die Griechenland jahrelang erhalten habe daran Schuld, dass das Land am Rande der Pleite steht. Diese Subventionen hätten dazu beigetragen, dass die gesamte Produktionsbasis Griechenlands zerstört worden sei. Dies sagte der Wirtschaftsminister der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.

Man habe mit der einen Hand das Geld von der EU genommen, es aber nicht mit der anderen Hand gleich wieder investiert in neue und vor allen Dingen wettbewerbsfähige Technologien. Alles sei in den Konsum geflossen. Daraus sei resultiert, dass alle Betriebe geschlossen wurden von denjenigen, die produziert hatten. Stattdessen wurden Importfirmen gegründet, weil man damit mehr verdienen konnte. Dies sieht der Wirtschaftsminister als das eigentliche Desaster Griechenlands.

Allerdings gibt er nicht nur der EU die Schuld, auch seine Landsleute kommen nicht sehr gut weg. Die politische Führung des Landes habe eindeutig nicht verstanden, wohin sie das Land führen müsse. Er sagte zudem, dass sich die Griechen über einige Jahrzehnte hin von den Werten entfernt hätten, die man einmal gehabt habe, beispielsweise der harten Arbeit.

Gleichzeitig warnte Chrysochoidis auch die politische Klasse, nötige Strukturreformen dürften nicht weiter verschleppt werden. Er ist der Meinung, dass man weiterhin gezwungen sei, Renten und Löhne zu kürzen, solange es der Politik nicht gelinge, ein neues Griechenland zu erschaffen durch Maßnahmen, die das Land verändern.

Der Wirtschaftsminister sieht aber auch den sozialen Frieden in Gefahr, wenn die Einkommen weiterhin durch die Regierung gekürzt würden. Dann könnte es passieren, dass das Land direkt von der Rezession in eine Depression rutschen könnte. Irgendwann würde dies dann zu einem sehr „großen Knall“ führen in der Gesellschaft.

In der Nacht war es den drei Parteispitzen in Griechenland wieder einmal nicht gelungen, sich auf die Sparmaßnahmen zu einigen, die von dem IWF und der EU gefordert werden. Die Politiker stimmten dabei zwar den meisten Einschnitten zu, dennoch hapert es immer noch an der Kürzung der Zusatzrenten, die mehr als umstritten ist. Somit ist es Finanzminister Venizelos nicht möglich, beim Treffen der Euro-Finanzminister in Brüssel zu verkünden, dass es eine vollständige Einigung gegeben hat. Im Fernsehen äußerte er seine Hoffnung, dass dieses Treffen stattfinde und dass das neue Programm auch genehmigt würde. Das sei es, wovon das finanzielle Überleben Griechenlands abhänge.

EU und IWF fordern, dass diese Zusatzrenten gekürzt werden sollen um bis zu 15 Prozent. Das sind Einschnitte, die auf einen heftigen Widerstand stoßen bei den Gewerkschaften. Diese hatten bereits am Dienstag mobil gemacht gegen den kompletten Sparkurs der Regierung.

Zum Wochenende wurde erneut wieder zu einem Streik aufgerufen, dieses Mal soll er zwei Tage dauern. Die Arbeit soll sowohl am Freitag als auch am Samstag komplett ruhen.

Es wird wohl wenig Sinn machen, allen die Schuld zu geben für die jetzige Misere. Viel besser wäre es, wenn man mit allen möglichen Mitteln versuchen würde, den Karren wieder aus dem Dreck herauszuziehen anstatt Schuldzuweisungen abzugeben.

 

Bildquelle: Klaus Brüheim  / pixelio.de

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