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Der Höhepunkt im Drama naht – der Schuldenschnitt für Griechenland

So langsam steuert das Drama um die Rettung Griechenlands auf die Ziellinie zu, und an den Finanzmärkten macht sich eine große Nervosität breit. Alle Banker richten sich wohl darauf ein, dass ihnen einen lange Nacht droht. Allerdings machen sich auch viele Gedanken, was wohl passieren könnte, wenn dieser geplante Schuldenschnitt scheitern sollte.

Am Donnerstagabend ist es soweit, um 21 Uhr läuft dann die Frist ab, die entscheidend ist über Erfolg oder Misserfolg der Mission Rettung Griechenlands. Bis dahin können sich noch alle Gläubiger entscheiden, ob sie mitmachen wollen beim Schuldenschnitt oder auch nicht. Ein Verzicht von Forderungen in Höhe von 100 Milliarden Euro steht hier im Raum.

Im Moment kann niemand wirklich etwas Genaues sagen darüber, wie viele der Gläubiger sich wirklich beteiligen werden, und schon gar nicht, was passieren könnte, wenn es nicht wirklich genug sind. Kein Wunder, dass jede Menge Gerüchte um sich greifen, die allerdings auch teilweise ganz gezielt geschürt werden. Die größte Sorge, falls der Schnitt doch noch scheitern sollte liegt sicherlich darin, dass es dann zu einer unkontrollierten Pleite des Landes Griechenland kommen würde. Es würde nur einige Tage dauern, bis Griechenland zahlungsunfähig ist. Dies würde Griechenland in eine sehr tiefe Krise stürzen, aber auch die Gläubiger und hier vor allen Dingen die Banken würden mit hineingezogen.

An den Finanzmärkten mach sich deshalb weltweit eine große Nervosität breit, das konnte man daran erkennen, dass der Dax am Dienstag um noch mehr als drei Prozent abgerutscht ist. Auf den Punkt bringt es hier die Händler an der Tokioter Börse, er bezeichnet das Fehlschlagen des Deals als „game changer“.

Besorgt sind aber auch die sogenannten Euro-Retter. Der Finanzminister der Niederlande, Jan Kees de Jager sagte heute, dass die Sorgen über ein eventuelles Scheitern des gesamten Plans durchaus gerechtfertigt seien, es sei nicht möglich, irgendwelche Prognosen bezüglich des Ausgangs zu stellen.

Die Regierung Griechenlands versucht allerdings zu beschwichtigen. Demzufolge hätten sich bereits viele Gläubiger gemeldet, so ein Mitarbeiter vom griechischen Finanzministerium. Allerdings wollte er hier keine genaue Zahl sagen. Die Griechen sehen die ganze Sache ganz einfach, entweder stimmen gleich genug der Gläubiger zu, oder sie werden eben gezwungen dazu per Gesetz.

Die Privatgläubiger sollen insgesamt auf satte 53,5 Prozent der Forderungen verzichten. Sie bekommen dann für 31,5 Prozent des Nennwerts neue Staatsbonds, die Laufzeiten haben von elf Jahren bis hin zu dreißig Jahren. Dazu gibt es einen Kupon, der staatlich gestaffelt ist, und zwar von zwei bis hin zu 4,3 Prozent. Die noch übrig gebliebenen 15 Prozent werden dann ersetzt durch zweijährige Anleihen des EFSF, der Euro-Rettungsfonds. Dies wird wahrscheinlich in der Gesamtheit dazu führen, dass der Verlust, den die Investoren erleiden, bei rund siebzig Prozent liegen könnte.

Allerdings wird dieser Schuldenschnitt wohl nicht ganz so reibungslos abgehen, wie die Regierung Griechenlands sich das so vorstellt. Mittlerweile gibt es wohl am Markt niemanden mehr, der davon ausgeht, dass dieser Schuldenschnitt durchgeführt werden kann ohne einen Zwang. Dennoch gibt es eine Hürde, die viel entscheidender sein wird, denn mindestens die Hälfte der ganzen Gläubiger müssen auf jeden Fall antworten auf das Umtauschangebot, denn sonst kann Griechenland gar nicht die geplanten Zwangsklauseln aktivieren. Kommt diese Anzahl nicht zustande, wird es für die Griechen wohl keinerlei Handhabe geben. Eine mögliche Folge wäre dann die sofortige Pleite, oder alternativ kämen auch neue Überbrückungskredite in Frage von Seiten der EU und dem IWF.

Bereits zwölf großen Banken und Versicherungen sind wohl bereit, den Schuldenschnitt mitzumachen, darunter auch die Allianz, die Commerzbank und die Deutsche Bank, aber es gibt etliche andere Gläubiger, die gar nicht so kulant sind, hier sind beispielsweise die Hedge-Fonds zu nennen. Diese sind nicht so sehr verbunden mit der gesamten Politik, und sie werden zudem auch noch weniger reguliert. Daher können sie es sich durchaus erlauben, einmal etwas auf eigene Rechnung zu zocken. In diesem Fall spekulieren sie sicherlich darauf, dass sie ihre eigenen Anleihen dann doch noch zurückgezahlt bekommen, wenn es genug andere Gläubiger gibt, die bereit sind, zu verzichten. Im Falle einer Pleite hoffen sie darauf, dass sie durch Kreditausfallversicherungen entschädigt werden, die sie vorher abgeschlossen haben. Sie haben sowieso nicht mehr zu verlieren als das, was bei einem Schuldenschnitt sowieso verloren geht.

Auch viele Kleinanleger teilen wohl offensichtlich diese Einstellung. Von Seiten der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz wird den Anlegern gar dazu geraten, dem Schuldenschnitt auf keinen Fall so ganz ohne Weiteres ihre Zustimmung zu geben. Das ist eine der großen Seltsamkeiten, die diese Krise nun mit sich bringt, denn näher waren sich Kleinanleger und Hedge-Fonds wohl bisher nicht.

Allerdings warnte der griechische Finanzminister Venizelos die Spekulanten vor, er sagte, dass sich jeder täusche der glaubt, dass er sich nicht beteiligen müsse und dann dennoch entschädigt würde in voller Höhe.

 

Bildquelle: Wilhelmine Wulff  / pixelio.de

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