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Die gute Stimmung an der Börse ist bereits wieder vorbei

Griechenland hat sich bei den gestrigen Wahlen nun doch entschieden für den Euro, und dies konnte dem Dax auch zunächst einmal ein klein wenig helfen. Dennoch bröckeln die Gewinne erneut, und auch die bisher recht gute Stimmung verfliegt wieder. Seitens der Experten wird davon ausgegangen, dass die Wahl nicht in der Lage ist, die Märkte wieder zu beruhigen.

Zunächst wurde bezüglich der Wahlergebnisses in Griechenland gefeiert, doch diese Feier scheint nun wieder beendet zu sein. Am heutigen Morgen konnte der Dax lediglich noch 0,6 Prozent zulegen, so dass er auf 6.263 Punkte kam. In den ersten Minuten des Handels war er allerdings bereits auf 6.316 Punkte geklettert. Beim MDax gab es 0,9 Prozent mehr, er stand somit bei 10.133 Punkten, und der TecDax konnte 0,8 Prozent zulegen, er landete dann bei 732 Punkten. Auch der Euro konnte zunächst profitieren, zeitweise stieg er auf den höchsten Stand, den er seit einem Monat gehabt hatte, er konnte die Marke von 1,27 Dollar erreichen. Danach gab er allerdings wieder nach und rutschte ab auf 1,2646 Dollar.

Derweil äußerten sich die Experten recht vorsichtig. Der Einschätzung nach des Chefvolkswirts von der Commerzbank, Jörg Krämer, wird die Bevölkerung Griechenlands auf Dauer gesehen die Sparmaßnahmen und Reformen, die dem Land auferlegt wurden, nicht mittragen. Er ist der Meinung, dass Griechenland auch schon gelockerte Auflagen wohl nicht erfüllen werde. Die Staatengemeinschaft werde wohl irgendwann gezwungen sein, den Griechen den Geldhahn zuzudrehen, wenn man seine Glaubwürdigkeit nicht komplett verlieren wolle. Danach wäre Griechenland auch sehr schnell pleite. Diese Aussagen machte Krämer gegenüber dem Handelsblatt Online. Er schätzt zudem, dass Griechenland wohl schon in fünf Jahren der Währungsunion nicht mehr angehören werde.

Finanzstaatssekretär Kampeter sagte, dass Griechenland nur dann auf eine Auszahlung von weiteren Hilfen hoffen könne, wenn es auch eine Vertragstreue an den Tag lege. Daher sei es notwendig, dass die künftige Regierung Griechenlands auch die vereinbarten Bedingungen einhalte für das internationale Finanzpaket. Dies sagte Kampeter am heutigen Montag Morgen im Morgenmagazin der ARD. Gleichzeitig deutete er aber auch an, dass die EU auch wohl dem Land etwas entgegenkommen könnte. Er betonte, dass klar sei, dass man Griechenland nicht überfordern könne.

Die Befürworter von dem auferlegten Sparkurs in Griechenland versuchen unterdessen, die Regierungsbildung rasch über die Bühne zu bringen. Antonis Samaras, Chef der Neuen Demokratie, sagte, dass er keine Zeit zu vergeuden gebe. Die Neue Demokratie wurde am Sonntag zur stärksten Kraft gewählt. International gesehen wurde dieses Ergebnis auf jeden Fall mit einer gewissen Erleichterung aufgenommen. Bundeskanzlerin Merkel führte ein Telefonat mit Samaras und äußerte die Erwartung, dass die europäischen Verpflichtungen seitens Griechenland eingehalten würden. Die Finanzmärkte belohnten dieses Wahlergebnis mit einigen Gewinnen.

Nachdem 99 Prozent der Stimmen ausgezählt worden sind, kam die ND insgesamt auf 29,7 Prozent, und somit kann sie zusammen mit der Pasok ein Regierungsbündnis eingehen. Bei Parteien zusammen werden dann über eine Mehrheit verfügen im Parlament.

Die Aktienkurse in Fernost zogen schon recht deutlich an, aber die Analysten sehen diese Rally eher als kurzlebig an. Fumiyuki Nakanishi, SMBC Friend Securities, sagte, dass diese Gewinne wohl darauf zurückzuführen seien, dass ein sogenanntes „Drachmageddon“ nun nicht mehr in Sicht sei.

Die Börsenexperten hierzulande bewerteten den Ausgang der griechischen Wahlen schon recht unterschiedlich. Heino Ruland, Ruland Research, bezeichnete dieses Wahlergebnis als „Worst-Case-Szenario“. Durch dieses Ergebnis werde der Austritt von Griechenland aus dem Euro lediglich hinausgezögert. Langfristig gesehen würde der Euro zu einer absoluten Schwach-Währung, denn es werde Transfer-Zahlungen geben. Allerdings wäre dies sehr positiv für die Aktien, denn durch eine Abwertung vom Euro wird gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit international von den Unternehmen steigen.

Anders sieht dies Roger Peeters, Close Brothers Seydler. Er ist recht positiv gestimmt. Er sagte, dass Angela Merkel in den letzten Wochen immer mehr zu einem Feindbild geworden sein, dennoch käme ihr Verlangen bezüglich einer soliden Haushaltspolitik der nächsten Generation zugute in ganz Europa. Es sei aber auch wichtig, dass in Südeuropa das Wirtschaftswachstum in Schwung käme. Durch das Wahlergebnis in Griechenland sei es möglich, dass es zu einer konstruktiven Debatte käme. Die Märkten könnten recht optimistisch starten in die neue Woche.

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