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Vermutung: S&P könnte als Handlanger der USA fungieren

Die Empörung ist sichtlich groß, und das war auch nicht anders zu erwarten nach der Androhung der Herabstufung von 15 Euro-Staaten. Einige Kritiker mutmaßen mittlerweile öffentlich, dass die Ratingagentur ein Handlanger der USA sein könnte. Das ist zwar fraglich, aber auch nicht absolut ausgeschlossen.

Die Warnung der Ratingagentur S&P war schon wirklich deutlich, 15 Euro-Staaten sollen die Top-Note verlieren, die sie bisher innehatten. Dann gäbe es nur noch acht Staaten auf der gesamten Welt, die das Spitzenrating „AAA“ innehätten.

Dennoch ist es ein denkbar schlechter Zeitpunkt für eine solche Ankündigung von S&P, denn am kommenden Freitag wollen alle Staats- und Regierungschefs der gesamten EU auf ihrem Gipfel die weiteren Schritte einleiten, um diese Schuldenkrise zu lösen, und somit auch gleich die Märkte zu beruhigen. Eine solche Herabstufungswelle ist durchaus in der Lage, alle diese Bemühungen zunichte zu machen und gleich auch noch für neue Angst zu sorgen auf den Märkten.

Kein Wunder, dass die Reaktionen von Politikern recht harsch ausfielen. FDP-Fraktionschef Brüderle sagte, dass er zwar kein Freund sei von Verschwörungstheorien, dennoch fiele es ihm manchmal schwer, den sich einem aufdrängenden Eindruck zu widerlegen, dass diese Ratingagenturen aus Amerika und auch Fondsmanager gegen die gesamte Eurozone arbeiten würden. Durch diese immer wieder neuen Spekulationen über diese Herabstufungen wird richtig Bewegung in die Märkte gebracht, und einige könnten so jede Menge Geld verdienen. Peer Steinbrück warf den Ratingagenturen sogar ein absolut unverantwortliches Handeln vor. Es könne seiner Meinung nach nicht sein, dass das Wohl der europäischen Staaten davon abhänge, wie die Daumenhaltung von demokratisch nicht legitimierten Ratingagenturen aussehe.

In der Kritik stehen die Ratingagenturen wegen dieser Urteile schon seit längerer Zeit. Ihnen wird vorgeworfen, dass sie nicht transparent arbeiten würden, denn alle diese Agenturen haben ihren Sitz in den USA. Sie hätten vor allen Dingen die Vorteile der USA im Blick und könnten so nicht objektiv bewerten. Die Analysten hielten beispielsweise sehr lange still, obwohl die zu der Zeit die Finanzlage der USA jeden Tag weiter verschlechterte. Dennoch erneuerten sie immer wieder die „AAA“-Note des Landes. Dann erst handelte, als einzige der Ratingagenturen, S&P im August dieses Jahres.

Michael Fuchs, stellvertretender Unionsfraktionschef, sieht hinter dieser Warnung an die Eurozone ein absolutes Kalkül. Hier werde Politik gemacht, damit man von den Problemen Amerikas ablenken könne. Und das sind einige, denn die Staatsverschuldung der USA liegt mit knapp über einhundert Prozent des BIP absolut deutlich höher als das der Durchschnittswert der Eurozone zeigt, denn dieser Durchschnittswert liegt hier bei 88 Prozent. Auch das Haushaltsdefizit ist schlechter. Dazu kommt die US-Konjunktur auch nur sehr langsam in Fahrt, auch wenn die Wirtschaftsdaten in letzter Zeit etwas besser waren.

Der Wirtschaftsprofessor Max Otte sprach sogar von einem „Währungskrieg“. Er ist der Meinung, dass diese Agentur vorhat, den Euro ganz bewusst zu schwächen. Als S&P die Bonität der USA gesenkt hatte, musste bei der Agentur der Chef gehen. Jetzt sieht es so aus, dass S&P umso stärker gegen die Staaten in Euroland vorzugehen. Er ist der Meinung, dass dies alles politisch motiviert sei, und dass ein Wettlauf stattfindet um den Weltwährungsstatus.

Kein Wunder also, dass viele Experten verschiedene Hintergründe vermuten, was im Endeffekt richtig ist, wird wohl wahrscheinlich nicht unbedingt ans Licht kommen.

 

Bildquelle: Gerd Altmann  / pixelio.de

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