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Im Inneren der Riesen – die großen Ratingagenturen

Sie haben mit Sicherheit eine ganz immense Macht, sie sind in der Lage, Börsenkurse zu bewegen, und was noch wichtiger ist, sie können komplette Staaten in Bedrängnis bringen. Die Ratingagenturen scheinen momentan mehr als wichtig zu sein. Da fragt man sich natürlich schon, welche Menschen eigentlich dahinter stecken, und wie sie überhaupt arbeiten.

Sobald eine Meldung von ihnen kommt, horcht die ganze Welt auf – die Rede ist von Standard & Poor´s, Fitch und auch Moody´s, die drei so großen US-Ratingagenturen. Viele Politiker in Europa finden allerdings, dass sie viel zu mächtig sind. Diese drei Agenturen sind beherrschend auf dem weltweiten Markt in Bezug auf die Benotung von der Kreditwürdigkeit von Staaten und auch Unternehmen. Ein Herabstufung der Bonität eines Landes durch sie kann wirklich dramatische Folgen haben für die Staatsfinanzen dieses Landes. Daraus resultiert meistens, dass das Land viel höhere Zinsen zahlen muss, wenn es Kredite aufnimmt. So können Länder in große Bedrängnis kommen. Das ist vor allen Dingen der Fall, wenn diese Länder, wie bereits viele in Europa, sowieso schon angeschlagen sind. Kein Wunder, dass die Ankündigung einer Herabstufung von 15 Euroländern zu einem enormen Aufschrei geführt hat.

Der größte Kritikpunkt ist definitiv, dass das Urteil von diesen Ratingagenturen ganz einfach undurchsichtig sei. Die Kritiker führen hier vor allen Dingen an, dass im Zusammenhang mit der momentanen Schuldenkrise in Europa die Agenturen nur den Marktentwicklungen folgen, und sie reagieren nur auf neue Zuspitzungen. Das sei auch so, wenn das gar nicht gerechtfertigt sei. Noch schlimmer sei es dann, wenn sich diese Analysten auch noch irgendwelche Pannen leisten. Das war ja zuletzt im November der Fall, als von S&P eine E-Mail herausgegeben wurde mit der Info, dass Frankreich herabgestuft werden solle.

Zu dem jetzt schon recht zweifelhaften Ruf dieser Agenturen trägt auch noch weiter bei, dass sie oft ein recht eigenartiges Timing an den Tag legen. Sie veröffentlichen immer wieder ihre gemachten Einschätzungen zu Zeitpunkten, die ganz besonders sensibel sind, wie beispielsweise während sehr wichtiger Verhandlungen rund um den Euro. So wie es jetzt auch wieder der Fall war drei Tage vor dem Krisengipfel der EU in Brüssel. Der Wirtschaftsprofessor Bert Rürup ist der Ansicht, dass die Tatsache, dass gerade zu diesem Zeitpunkt das Top-Rating von Deutschland mit einem negativen Ausblick versehen wurde, gleiche schon einer Einflussnahme auf die Politik der EU.

Auch ist es so, dass die Agenturen trotz aller Kritik wohl kein gesteigertes Interesse haben, mehr Transparenz an den Tag zu legen. Alle drei legen nicht im Detail offen, wie ihre Methodik aussieht. Wenn es beispielsweise bei S&P ein Gremium gäbe, welches dann zu berechenbaren Zeitpunkten diese Urteile vorlegt, und dessen Besetzung auch wirklich öffentlich bekannt wäre, dann würde die Kritik an diesen Agenturen sicher nicht so heftig ausfallen. Aber dennoch ist es nicht so, und es soll wohl auch nicht so werden, das bestätigt zumindest S&P. Es sei so gewollt, dass die Agentur als geschlossene Organisation auftritt, so sind auch keine Informationen darüber zu bekommen, wer denn nun eigentlich die Länder-Analysen erstellt. Eine Sprecherin des Unternehmens verriet nur, dass über diese Ratings wohl kollektiv entschieden werde, und dass die Leute, die sich damit befassen, auf jeden Fall austauschbar sind.

 

Bildquelle: Kurt F. Domnik  / pixelio.de

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