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Durch die Niedrigzinspolitik kommen auch die Lebensversicherer in eine Bedrängnis

In der Versicherungsbranche wird der Zahlungsausfall von Griechenland eigentlich eher gelassen gesehen und als nicht sonderlich bedrohlich empfunden. Gefährliches ist für sie die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank.

Es ist wohl der wichtigste Tag in der gesamten Versicherungsbranche Deutschlands, der Branchentreff. Und gerade an einem solchen Tag erreichen die Versicherer schlechte Nachrichten, und zwar von der Ratingagentur Standard&Poor’s (S&P). Insgesamt freut sich der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft darüber, dass man eine stabile Geschäftsentwicklung berichten kann, und das in einem so schwierigen Umfeld. Zu diesem Zeitpunkt warnt die Ratingagentur davor in einer Studie, dass die Kunden, die Lebensversicherungen abgeschlossen haben, sich weiterhin auf sinkende Gewinnbeteiligungen einstellen sollten oder gar müssen.

Wesentliche Gründe seien hierfür wohl die niedrigen Zinsen, die weiter anhalten, das steigende Kreditrisiko und auch volatile Finanzmärkte. Das momentane Niveau der Verzinsung von durchschnittlich 4,1 Prozent wird laut der Agentur S&P wohl nicht mehr allzu lange haltbar sein. Vor allem die kleineren und auch kapitalschwächeren Anbieter würden spätestens im Jahre 2013 unter Druck kommen, und dann wäre es unumgänglich, dass sie sich nach alternativen Garantiekonzepten und auch neuen Anlagestrategien umschauen müssen.

Aber auch die Versicherungsbranche selbst macht so gar keinen Hehl aus der Tatsache, dass ihr diese sehr niedrigen Zinsen und auch die allgemeine Lage an den Finanzmärkten wirklich zu schaffen macht. In Deutschland gibt es 93 Millionen Lebensversicherungsverträge, die für die Deutschen eine Altersvorsorge darstellen. Mit Blick auf diese ganzen Verträge warnte man aber auf dem Verbandstag der Versicherungswirtschaft davor, diese Politik des Niedrigzinses weiter fortzusetzen.

Der Präsident des GDV, Rolf-Peter Hoenen, bezeichnet diesen Finanzkrisen-Aspekt als weitaus schlimmer für alle Versicherer als die Abschreibungen auf die Staatsanleihen der Griechen. Diese momentane Zinspolitik führe allgemein nicht nur zu sehr niedrigen Zinsen, wie es beispielsweise das Tagesgeld betrifft, wo es dann dazu kommt, dass es hier nicht einmal mehr möglich ist, die Inflationsrate irgendwie auszugleichen. Auch alle diejenigen, die für das Alter sparen, seien von diesen negativen Effekten betroffen. Hier werden die Bezüge im Ruhestand um einiges geringer ausfallen als wenn es die Niedrigzinsstrategie nicht gäbe.

Natürlich gibt es gute Gründe dafür, dass die Zinsen niedrig gehalten werden, denn so wird den Banken und natürlich den überschuldeten Staaten geholfen. Generell ist die Branche aber der Ansicht, dass sowohl die Politik und auch die EZB hier ein Signal geben müssten, dass es nicht auf Dauer dieses Geld zum beinahe Null-Tarif geben wird.

Kaum Auswirkungen auf die Versicherungsbranche hat ein Zahlungsausfall der Griechen. Dafür wäre laut Hoenen das Engagement der Versicherer in Griechenland zu gering. Hier läge der Anteil der Kapitalanlagen laut Angaben des Verbandes bei gerade einmal 0,3 Prozent, das sind 2,8 Milliarden Euro.

Auch wenn noch weiter Staaten in Zahlungsschwierigkeiten kämen, wäre die Versicherungsbranche immer noch recht wenig betroffen. Insgesamt hält Hoenen die Geschäftsentwicklung in der gesamten Versicherungswirtschaft in Deutschland für sehr zufriedenstellend angesichts der schweren Rahmenbedingungen. Er gehe davon aus, dass trotz der vorherrschenden Unsicherheit auch im nächsten Jahr wieder mit steigenden Einnahmen zu rechnen ist, hierzu sollen laut Hoenen nicht nur die Sachversicherungen und Krankenversicherungen beitragen, sondern auch die Lebensversicherungen.

 

Bildquelle: Gerd Altmann  / pixelio.de

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