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Dramatischer Einbruch beim ZEW-Konjunkturbarometer

Zwar war ein Rückgang schon irgendwie erwartet worden, aber dass es solch einen dramatischen Absturz geben würde, damit hatten sogar die Volkswirte nicht gerechnet. Wegen der Schuldenkrise in Europa ist die Konjunkturzuversicht von den deutschen Finanzexperten im Juni so stark abgesunken, wie es schon seit dem Jahr 1998 nicht mehr der Fall gewesen ist. Dennoch scheint dies die Anleger nicht wirklich zu interessieren.

Die Konjunkturerwartungen des ZEW bezüglich der nächsten sechs Monate sanken um ganze 27,7 Punkte ab, somit steht das Barometer nun bei einem Minus von 16,9 Punkten. Dies teilte am heutigen Dienstag das ZEW, das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung mit mit Sitz in Mannheim. Seitens der Volkswirte war hier mit einer Eintrübung gerechnet worden, die weitaus moderater hätte ausfallen sollen. Das ZEW kommentierte diese Zahlen damit, dass wohl zum einen die Zuspitzung im spanischen Bankensektor für diesen sehr deutlichen Rückgang verantwortlich sei, aber auch die Tatsache, dass über sehr große Teile vom diesmaligen Umfragezeitraum der Ausgang der Griechenland-Wahl noch vollkommen unbekannt war. Sehr deutlich gab allerdings auch die Lagebeurteilung nach, sie musste 10,9 Punkte abgeben und lag somit dann bei 33,2 Punkten.

Die Experten, die vom ZEW befragt worden waren, beurteilten auch die aktuelle Lage schlechter. Auch dieses Barometer fiel, und zwar von 44,1 Punkten auf 33,2 Punkte. Vorhergesagt worden seitens der Ökonomen waren 39,8 Punkte.

Trotz dieser schlechten Aussichten reagierten die Investoren dennoch recht gelassen. Zwar gab der Dax Gewinne ab, dies war aber nur sehr kurzfristig, so dass er recht schnell wieder höher notierte um 0,4 Prozent. Er stand somit bei 6271 Punkten. Dies war in etwa auch das Niveau, das er hatte, bevor der ZEW-Konjunkturindex veröffentlicht worden war.

Auch der Euro konnte sich halten bei der Marke rund um 1,26 Dollar, ausweitende Verluste musste allerdings der Bund-Future hinnehmen, der für gewöhnlich als sicherer Hafen gilt. Ralf Umlauf, Analyst bei der Helaba, sagte, dass man bereits eingestellt gewesen sei auf eine Enttäuschung, denn unter den Konjunkturdaten war bisher der ZEW immer ein sogenannter Ausreißer positiver Art. Womöglich werde diese schlechte Zahl von heute nur als eine Anpassung an all das gesehen, was man bisher sowieso schon wisse.

Peter Meister, BHF-Bank, sagte, dass die Zahlen insgesamt darauf hindeuten, dass auch Deutschland wohl nicht gegen diese Krise immun ist. Zu bedenken gab aber auch Jürgen Michels, Citigroup, dass nur die Experten vom Finanzmarkt befragt worden waren, und nicht Unternehmen. Dennoch sei dieser Wert ein Indiz eine Auswirkung auf Deutschland, die diese Verschärfung der gesamten Schuldenkrise und auch die Spannungen in spanischen Landen haben. Seiner Meinung nach dürfte dies die EZB weiter darin bestärken, für den Juli eine Zinssenkung anzuberaumen.

Beschwichtigende Worte fand auch Analyst Ralph Solveen von der Commerzbank. Er sagte, dass diese schlechteren Konjunkturaussichten noch keinen Rückfall bedeuten würden in eine Rezession, dennoch sei auch kein deutliches Wachstum in Sicht, sondern eher nur ein ganz leichtes.

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