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Doch kein Deutscher auf dem Posten des EZB-Chefvolkswirtes

Seitdem die EZB gegründet worden ist, haben nur Deutsche das Amt des Chefvolkswirtes bekleidet. Nun hat diese Tradition ein Ende, denn der neue Chefvolkswirt der EZB wird nun der Belgier Peter Praet. Dies ist schon eine recht große Überraschung, denn eigentlich wurden der Franzose Benoît Coeuré und auch der Deutsche Jörg Asmussen für dieses Amt gehandelt. Nachdem Jürgen Stark zurückgetreten war aus Protest gegen die Staatsanleihenkäufe, die die EZB getätigt hatte, ernannte das Direktorium dieser Notenbank nun Peter Praet zu seinem Nachfolger. Dieser Beschluss erfolgte am Dienstag in Frankfurt. Kein Wunder also, dass die deutschen Hoffnungen hier herbe enttäuscht wurden.

Für den Franzosen Coeuré ist vorgesehen, dass er die Abteilung Märkte übernehmen soll. Diese koordiniert genau diese Staatsanleihenkäufe, die so heftig umstritten sind. Aber auch Asmussen geht hier nicht leer aus, er wird wohl das Ressort Internationales bekommen. In diesem Rahmen wird er auch unter anderem den Notenbankchef Draghi vertreten, sowohl bei der Eurogruppe als auch bei den G20. Von einer Person, die aus dem Umfeld der Notenbank kommt ist zu hören, dass er vor allen Dingen das europäische Geschäft übernehmen soll. Zudem bekomme er auch den Bereich Recht übergeben.

Einen kleinen Trost gibt es dennoch für die Deutschen, denn auch wenn Praet Belgier ist, hat er dennoch einen deutschen Bezug, den er vorweisen kann, denn geboren wurde er in Herchen in Nordrhein-Westfalen. Seit dem Juni des letzten Jahres ist der Wirtschaftswissenschaftler erst Mitglied im Direktorium der EZB, also dem Exekutivorgan der EZB. Bevor er zur EZB bekleidete er den Direktorposten in der belgischen Nationalbank.

Sowohl  Coeuré, der vorher der Chefvolkswirt des Pariser Finanzministeriums war, als auch der ehemalige Finanzstaatssekretär Asmussen sind erst seit dem Jahreswechsel beide Mitglieder im obersten Führungsgremium der EZB. Ersetzt haben sie in diesem Gremium den ehemaligen Chefvolkswirt Stark und den Italiener Lorenzo Bini Smaghi. Dieser wechselte an die Eliteuniversität Harvard in den USA und räumte seinen Posten vorzeitig, als der Landsmann Draghi an die Spitze des EZB gerückt war im November für Jean-Claude Trichet aus Frankreich.

Diese Entscheidung traf Bini Smaghi, weil nachdem Draghi an die Spitze gerückt war kein Franzose mehr im Gremium war, aber zwei Italiener. Nach dem Druck, den der französische Staatschef Sarkozy auf ihn ausgeübt hatte entschied er sich, freiwillig seinen Posten zu räumen.

Es ist hier Tradition, dass immer die vier großen Länder aus der Eurozone, also Deutschland, Italien, Frankreich und auch Spanien in diesem Direktorium vertreten sind, es gibt allerdings keinerlei feste Regeln für die Besetzung.

 

Bildquelle: SarahC.  / pixelio.de

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