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Anscheinend kommt nun doch die erste europäische Ratingagentur

Bereits Ende des Jahres 2012 könnte es soweit sein, dass eine europäische Ratingagentur die ersten Bewertungen liefern könnte. Verzichten möchte diese Agentur allerdings auf Steuergelder.

Diese Ratingagentur soll gegründet werden vom Unternehmen Roland Berger, einem Beratungsunternehmen. Berger verbittet sich allerdings jede Einmischung der Politik, die ungebeten ist. Man freue sich zwar, wenn die Politik dieses gesamte Projekt einer europäischen Ratingagentur unterstütze. Dennoch wünsche man überhaupt nicht, dass diese Agentur auch mit den Steuergeldern finanziert werde. Dies sagte der Partner von Roland Berger, Markus Krall.

Zurzeit versucht er, bei Finanzdienstleistern und auch Informationsdienstleistern das benötigte Gründungskapital zu bekommen für diese Ratingagentur. Als Organisationsform sieht dieses Modell eine nicht gewinnorientierte Stiftung vor, die gemeinnützig ist. Gegenüber der „Welt online“ sagte Krall, dass der Staat hier auf jeden Fall außen vor bleiben solle.

Gerade erst wurden viele europäische Länder durch die Ratingagentur Standard & Poor´s herabgestuft. Das ist der Grund dafür, dass die deutsche Regierungskoalition die Gründung einer solchen europäischen Ratingagentur zu einem sehr wichtigen Punkt ernannt hat. Der parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Altmaier, sprach in diesem Zusammenhang von einer „Top-Priorität“. Auch Guido Westerwelle, der deutsche Außenminister, wünscht sich eine solche Ratingagentur, die nach dem Vorbild arbeitet der Stiftung Warentest. Er hat bereits angekündigt, dass er seinen Kollegen in Europa einen passenden Vorschlag machen wolle.

Die Befürchtung von Krall geht allerdings in die Richtung, dass es zu einem Glaubwürdigkeitsproblem kommen kann, wenn die Politik versucht, das Projekt zu kapern. Wenn es zu einer staatlichen Beteiligung käme, dann würde bestimmt die Frage auftauchen, wie es denn dann mit der Unabhängigkeit dieser neuen Agentur aussehen würde. Daher sei man wirklich sehr bemüht, hier eine ganz unabhängige Struktur zu erarbeiten. Steuergelder würden hier nur einen glaubwürdigen Beginn einer solchen Agentur sehr erschweren.

Es ist ja in der Tat so, dass die Stärke einer jeden Ratingagentur immer in ihrer Unabhängigkeit von jeder politischen Einflussnahme liegt.

Der erneute Warnschuss, der von der Ratingagentur S&P kam und in Richtung der Euro-Zone abgegeben wurde, spielte Krall hier zusätzlich in die Hände. Bezüglich der Werbetour, die er absolvieren muss, sei auch immer die Frage entscheidend, zu welchem Zeitpunkt er auf die Investoren zugehe. Und zur Zeit sei definitiv ein sehr günstiger Zeitpunkt. Es gehe auf jeden Fall schneller, einen Termin zu bekommen beim Vorstand eines Unternehmens, wenn dieses gerade höhere Kosten habe wegen dieser Ratings, oder wenn sie gar ihr gesamtes Portfolio komplett restrukturieren müssten.

Bereits in den vorherigen Monaten hatte er bei Börsenbetreibern und Banken vorgesprochen. Auch Medienkonzerne sowie Finanzinformationsdienstleister und Kreditdienstleister gehörten zu den Firmen, die er kontaktiert hat. Die einzigen, die nicht willkommen seien, wären die Aktionäre der Konkurrenz.

Krall selbst ist sich vollkommen sicher, dass er auf jeden Fall genug Interessenten hat für die Gründung der geplanten Ratingagentur. Jetzt sei gerade die Phase, in der er die verbindlichen Unterschriften einsammle. Schon zum Ende des ersten oder auch zum Beginn des zweiten Quartals soll es wohl so sein, dass der Startschuss gegeben werden kann. Mitmachen werden hier deutsche und auch französische Unternehmen.

Sobald das Kapital eingezahlt worden sei, plant Krall damit anzufangen, das nötige Personal einzustellen. Zudem müsse er sich auch bemühen um den Segen der ESMA, der europäischen Aufsichtsbehörde. Danach könne man sich dann auf den Markt der ganzen Länderratings bewegen. So bekäme man die nötige öffentliche Beachtung, die ein neuer Mitbewerber neben den drei großen Ratingagenturen braucht.

Für diese Agentur rechnet Krall damit, dass er zwischen 20 und 25 Analysten benötigen wird, um Staaten bewerten zu können. Das Gesamtziel ist ein recht ehrgeiziges, denn schon zum Jahreswechsel wolle man dann auch die ersten dieser Ratings veröffentlichen.

Bleibt abzuwarten, inwieweit sich diese neue europäische Ratingagentur behaupten kann.

 

Bildquelle: Markus Vogelbacher  / pixelio.de

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