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Ein Schuss vor den Bug – Deutschland bleibt sitzen auf den eigenen Staatsanleihen

Allmählich wird es wohl gefährlich für Deutschland mit dem extrem niedrigen Zins, der zur Zeit herrscht. Experten sprechen in diesem Zusammenhang schon von einem absoluten Desaster.

Es ist offensichtlich, dass die Anleger die Lust auf die sehr niedrig verzinsten Anleihen der Deutschen verloren haben. Bei der gerade stattgefundenen Auktion von neuen Bonds mit einer zehnjährigen Laufzeit konnte jetzt für rund ein Drittel kein Abnehmer gefunden werden, das teilte die Finanzagentur mit, die für das Schuldenmanagement zuständig ist.

Ein Sprecher dieser Finanzagentur sagte, dass dieses Ergebnis der Auktion das sehr nervöse Marktumfeld widerspiegelt. Nun soll versucht werden, das angestrebte Gesamtvolumen zu erreichen über Verkäufe am sogenannten Sekundärmarkt. Geschockt reagierten jedoch die Experten und natürlich die Märkte. Dieses Ergebnis der Auktion wird von Analyst Marc Ostwald, Monument Strategies, als ein völliges Desaster bezeichnet.

Auch von der Lloyds Bank gab es eine Reaktion, Achilleas Georgolopoulos bezeichnete dies als „wirklich schlecht“. Nach der Bekanntgabe dieses Emissionsergebnisses baute der Bund-Future seine Verluste aus, und der Euro fiel so tief wie schon seit sechs Wochen nicht mehr, und zwar auf 1,3382 Dollar. Auch beim Dax sah es nicht gut aus, auch er gab nun nochmals nach. Am Schluss lag dann der Leitindex im Minus mit rund 0,6 Prozent, das bedeutet 5500 Punkte.

Eingenommen hat der Bund bei der heutigen Auktion 3,644 Milliarden Euro. Das Gesamt-Emissionsvolumen, das angeboten wurde, lag dagegen bei sechs Milliarden Euro. Natürlich gibt es einen Grund für diese Zurückhaltung der ganzen Anleger, und das ist der Zins, der zur Zeit so extrem niedrig ist. Hier lag die Rendite erstmals bei einer solchen Erstemission von einer zehnjährigen Anleihe mit 1,98 Prozent unter der Marke von zwei Prozent. Nur einmal gab es eine Rendite, die niedriger war, und zwar bei 1,80 Prozent, und das passierte bei der Aufstockung einer zehnjährigen Anleihe, und zwar im September.

Die EZB betonte heute, dass sich Deutschland trotz der schlechten Nachfrage nach den Anleihen weiterhin mit frischem Geld versorgen könne am Kapitalmarkt. Ganz außer Frage stünde hier die Fähigkeit Deutschlands, sich selbst gut zu refinanzieren. Dies sagte der Vize-Präsident der EZB, Vitor Constancio.

Bei den deutschen Bundesanleihen bleiben die Anleger fern wegen des sehr niedrigen Zinses, bei den Sorgenkindern in der Euro-Zone kämpfen dagegen mit genau dem gegenteiligen Problem. Bei ihnen kletterten die Zinsen in den letzten Tagen auf absolut neue Rekordstände. Bei diesen Ländern sind die Anleger aber nur bereit Bonds zu kaufen, wenn es eine hohe Rendite gibt. Heute zogen beispielsweise die Renditen der Staatsanleihen Frankreichs an, sie notierten dann bei 3,632 Prozent.

Das ist allerdings noch verhältnismäßig niedrig wenn man bedenkt, dass sich die Zinsen für die spanischen und italienischen Staatsanleihen wieder einmal ganz nahe an der recht gefährlichen Grenze von rund 7 Prozent bewegten.

 

Bildquelle: Rainer Sturm  / pixelio.de

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