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Konjunkturpaket in Japan angekündigt

Die Regierung Japans hat nun das größte Konjunkturpaket angekündigt, das es seit dem Ausbruch der Finanzkrise gegeben hat. Die Wirtschaft des Landes, die vor sich hindümpelt, soll damit auf Trab gebracht werden, und die Börsianer befinden sich jetzt bereits im Jubelmodus.

Der neue Regierungschef des Landes, Shinzo Abe, versucht mit Hilfe dieses Paketes, die Wirtschaft hinauszureißen aus der bisherigen Stagnation. Das Konjunkturpaket hat insgesamt einen Umfang von etwa umgerechnet 173 Milliarden Euro. Damit soll der Teufelskreis durchbrochen werden, der aus einer jahrelangen Deflation und Rezession besteht. Rücksicht auf die Staatsverschuldung wird dabei nicht genommen. Die Staatsverschuldung liegt momentan bei 237 Prozent des BIPs, also des Bruttoinlandsprodukts, und das ist bisher bereits das höchste der ganzen Welt, und das sogar mit Abstand.

Durch diesen Schwung kann Japan die Märkte beeindrucken. Am Freitag legte die Börse in Tokio weiterhin gut zu, und zwar wegen der deutlichen Abschwächung vom Yen. Zum Handelsschluss notierte der Nikkei-Index einen Aufschlag in Höhe von 148 Punkten, das sind 1,40 Prozent mehr. Beim Stand von 10.801 Punkten verabschiedete sich der Index in ein langes Wochenende.

Erst im Dezember konnte die LDP an die Macht zurückkehren nach drei Jahren, aber ob die Partei in der Lage ist, die Probleme Japans auch wirklich langfristig lösen zu können, das steht momentan noch in den Sternen. Benötigt werden auf jeden Fall Strukturreformen. Allerdings bieten die ersten Schritte nun einen Grund für einen recht vorsichtigen Optimismus.

Seitens der Ökonomen in Tokio wird nicht daran gezweifelt, dass diese große Konjunkturspritze eine gute Wirkung zeigen wird, zumindest einmal kurzfristig. Und das müsse sie auch. Abe muss nun den Motor der Wirtschaft recht schnell in Gang bekommen, wenn er im Sommer dann die Wahlen gewinnen will zum Oberhaus des Parlaments. Um dies zu schaffen muss er nicht nur den Unternehmen des Landes helfen, sondern auch noch passend zu den Lohnverhandlungen, die im Frühjahr anstehen, dafür sorgen, dass die Unternehmen die Gehälter der Angestellten anheben.

Abe verspricht sich von diesem Konjunkturpaket 600.000 neue Jobs, und das BIP soll dadurch ansteigen um zwei Prozentpunkte. Die Märkte sind natürlich erfreut, die Börse in Tokio hatte in der letzten Zeit recht deutlich anziehen können, und der Yen, der zuletzt sehr rasant gestiegen war, hat sich nun wieder abgeschwächt, und das spürbar. Dies hilft der Exportwirtschaft des Landes, die sehr wichtig ist für Japan.

Allerdings gibt es auch einige Volkswirte, die den momentan vorherrschenden Optimismus an den Märkten nicht teilen. Sie sind der Meinung, dass dieses Konjunkturpaket nur ein Griff ist in die berühmte Mottenkiste. Es sei nicht möglich, ein nachhaltiges Wachstum zu schaffen durch Straßen, Tunnel und Brücken sowie einer Geldpolitik, die immer lockerer wird. Dies habe man bereits sehen können anhand der Konjunkturpakete, die frühere LDP-Regierungen geschnürt hatten. Zudem sei es auch durchaus möglich, dass die Bonität von Japan herabgestuft werden könnte, wenn die Verschuldung steigt. Dies würde dann wohl wieder zu höheren Zinsen führen, und die Wirtschaft könnte abgewürgt werden.

Die Unterstützer von Abe verweisen dagegen auf die Steuerreformen, die ebenfalls geplant seien. Hier geht es um Erleichterungen für die Firmen, wenn neue Jobs geschaffen werden, und auch bei Investitionen. Ebenso gestützt werden soll durch steuerliche Vergünstigungen der Kapitalmarkt, hier geht es um Aktienanlagen der privaten Haushalte. Dies alles seien sehr wichtige Schritte, um Japans Wirtschaft in Gang zu bringen, und das auch längerfristig.

Dies allein sei aber nicht in der Lage, die Probleme, die bereits seit Jahrzehnten bestünden, zu lösen. Martin Schulz, ein Ökonom des Fujitsu Research Institute mit Sitz in Tokio, sagte, dass man dafür Strukturreformen benötige. Seiner Meinung nach müssten vor allen Dingen die größten Wachstumsbereiche der japanischen Wirtschaft dereguliert werden, so wie der Gesundheitssektor, die Landwirtschaft und auch die Energiebranche. Zu diesem Zweck seien nun Expertengremien gegründet worden. So wie es momentan aussieht, scheint nun wenigstens ein klein wenig Optimismus wieder zurückzukehren nach Japan.

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