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Kommt es zu einem weiteren Schuldenschnitt für Griechenland?

Schon seit Monaten wird seitens der Politik verzweifelt versucht, eine Pleite des Staates Griechenland abzuwehren. Dennoch sind sich die Investoren ziemlich sicher, dass bereits jetzt Griechenland wieder einmal vor der Zahlungsunfähigkeit steht. Käme es zu einem erneuten Schuldenschnitt, wären dieses Mal auch die Steuerzahler in Deutschland betroffen.

Wie man dem Handelsblatt in seiner Online-Ausgabe entnehmen kann, soll Griechenland wieder einmal pleite sein, die Politik scheue sich lediglich davor, dies ganz offen auszusprechen. Dennoch seien sich sowohl Ökonomen als auch Investoren sicher, dass Griechenland wieder direkt vor einer Zahlungsunfähigkeit steht. Die Frage ist natürlich dann, was dem Land überhaupt noch helfen kann, nachdem ja bereits jede Menge versucht wurde. Vielleicht helfen erneut härtere Sparmaßnahmen, oder doch wieder ein Hilfspaket, oder gibt es zu guter Letzt doch nur noch den Ausweg, dass Griechenland aus der Euro-Zone austritt? So richtig scheint niemand zu wissen, was der richtige Weg ist in dieser Situation.

Managing Director Andrew Bosomworth von Pacific Investment Management Co. (Pimco) sagte, dass Griechenland insolvent sei und es zu einem Ausfall kommen werde. Hier gebe es lediglich noch die Frage, wie und auch wann dies realisiert werden würde. Es falle sehr schwer, noch eine Möglichkeit zu finden, wie Griechenland seine Schulden wieder zurückzahlen könne, ohne weitere Unterstützung zu erhalten durch einen erneuten Schuldenerlass.

Der erste Schuldenschnitt für Griechenland ist gerade einmal ein paar Monate her, und bei diesem Schuldenschnitt mussten die Gläubiger bereits verzichten auf 100 Milliarden Euro. Und schon so kurze Zeit nach diesem drastischen Schnitt wird schon wieder darüber diskutiert, ob man Griechenland seine Schulden erlässt, zumindest teilweise. Der Schuldenberg des Landes wächst jeden Tag weiter an, allein schon wegen der schweren Rezession und den Reformbemühungen, die immer schleppender verlaufen. Vorausgesagt wird hier, dass dieser Schuldenberg anwachsen wird bis zum Jahr 2014 auf 192 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt. Der Chefvolkswirt von der Deutschen Bank, David Folkerts-Landau, sagte in einem Gespräch mit der FAZ, dass es keinen Sinn mache, die Sparmaßnahmen weiterhin zu verschärfen, denn Griechenland sei trotz des Hilfspakets bereits zahlungsunfähig.

Der Meinung des Ökonoms nach benötige Griechenland entweder ein neues Hilfspaket, oder eine gute Schuldenreduzierung. Seine Forderung ist, dass sich der öffentliche Sektor beteiligen soll an einer Reduzierung der Schulden.

240 Milliarden Euro sind es, die die Kreditgeber verliehen haben an Griechenland. Käme es zu einem erneuten Schuldenschnitt, wird es dieses Mal aber nicht nur die privaten Gläubiger treffen, wie dies beim letzten Schnitt der Fall war, sondern auch die EZB und die staatlichen Gläubiger.

Andrew Bosomworth glaubt, dass die EZB Verluste werde hinnehmen müssen. Schlussendlich sei es die Entscheidung der Regierung Griechenlands, und daher werde die EZB wohl oder übel dann akzeptieren müssen, dass sie wahrscheinlich nicht alles Geld zurückbekommen wird.

Zum ersten Mal würden damit auch die Steuerzahler von anderen Euro-Ländern zur Kasse gebeten für das verschuldete Griechenland. Für schon ausgezahlte Kredite bürgt Deutschland allein bereits mit fünfzig Milliarden Euro, dies zeigt eine Übersicht vom Bundesfinanzministerium, die Reuters vorliegt.

Die meisten Ökonomen scheinen sich einig zu sein, dass Griechenland direkt vor einer Pleite steht. Dennoch ist es auch so, dass die meisten dieser Ökonomen einem erneuten Schuldenerlass recht kritisch gegenübersteht. José Alzola vom Beratungsunternehmen The Observatory Group sagte, dass dies ein völlig falsches Signal sei für alle anderen Länder, die ebenfalls ein Hilfsprogramm erhalten haben. Sollte man die Regierung Griechenlands, die als nicht sonderlich kooperativ eingestuft wird, belohnen durch einen solchen Verzicht auf die Forderungen, dann könnte das dazu führen, dass die Bereitschaft gemindert wird von allen Regierungen, Sparmaßnahmen zu beschließen und die wenig populären Reformmaßnahmen durchzuführen.

Seitens der Finanzminister von der Euro-Zone wird mit allen Mitteln versucht, einen weiteren Schuldenschnitt abzuwenden. Der „Spiegel“ berichtete bereits am Wochenende, dass geplant ist, die Zinsen weiter zu senken für die Hilfskredite, die bereits gewährt worden sind.

Neben den Kosten für die Zinsen sollen dann auch die Verwaltungsgebühren noch sinken. Zudem werde auch die EZB Gewinne, die sie mache mit dem Ankauf von billig eingekauften Anleihen des Staates, auszahlen an die Regierung in Griechenland. Auch weitere nationale Notenbanken, die in ihrem eigenen Portfolio Staatsanleihen Griechenlands haben, überweisen die Gewinne darauf nach Griechenland. Mit der Hilfe von sogenannten Verbriefungen soll zudem Staatsvermögen Griechenlands in Geld verwandelt werden. Die Banken des Landes, die angeschlagen sind, sollen direkte Kapitalspritzen erhalten vom ESM, damit der Schuldenstand nicht noch einmal erhöht wird. Der ESM soll dazu auch noch Geld bereitstellen für ein Schuldenrückkaufprogramm.

Diese Maßnahmen könnten dazu beitragen, Griechenland noch ein klein wenig über Wasser zu halten. Dennoch ist noch immer unklar, wie Griechenland auch langfristig gesehen wieder eine solide Basis erhalten kann.

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