Wieder einmal ist es eine Rettung in der letzten Minute, damit hatten viele ja bereits gerechnet. Zypern bekommt die gewünschten Hilfsmilliarden aus Brüssel. In der Nacht konnte sich Staatschef Anastasiades mit der EU einigen. Demnach bleiben allen Kleinanleger der Landes verschont, aber den Großkunden geht es an den Kragen.

Beim Punkt Anlegerschutz konnte man sich darauf einigen, dass Konten, die ein Guthaben aufweisen von weniger als 100.000 Euro, nicht angetastet werden sollen, ganz im Gegensatz zu der vorherigen Fassung, die vorsah, dass alle Guthaben mit einer Zwangsabgabe belastet werden sollten. Somit entfällt diese Zwangsabgabe für alle Konten komplett.

Die endgültige Rettung des verschuldeten Landes soll dann im April feststehen. Vorher müssen allerdings noch die nationalen Parlamente zustimmen, so wie auch hierzulande. Im Mai soll es dann die ersten Auszahlungen geben aus dem Rettungsschirm ESM.

Insgesamt werden die Finanzhilfen der internationalen Geldgeber einen Umfang haben von bis zu zehn Milliarden Euro. Beteiligen wird sich hier auch der IWF, der Internationale Währungsfonds, allerdings steht hier noch nicht fest, mit welcher Summe. Die Rede ist momentan von einer Milliarde Euro.

Im Gegenzug sichert Zypern zu, das aufgeblähte Bankensystem des Landes zu sanieren und auch recht deutlich zu verkleinern. Dazu gehört, dass die zweitgrößte Bank im Land, die Laiki Bank, abgewickelt wird. Die größte Bank des Landes, die Bank of Cyprus, wird zurechtgestutzt. Zudem wird sie auch den Teil der Laiki Bank übernehmen, der überlebensfähig ist.

Der Präsident von Zypern, Nikos Anastasiades, zeigte sich recht zufrieden über die Einigung, die man nun erreicht hat. Zuvor hatte er sich mit der Spitze der EU, bestehend aus Herman Van Rompuy, dem Chef des Gipfels, und José Manuel Barroso, dem EU-Kommissionschef, festgelegt auf die Grundlinien von diesem neuen Plan. Ganze zehn Stunden hatten diese Verhandlungen gedauert.

In diesem Plan gibt es nun keine Zwangsabgabe mehr auf alle Bankguthaben des Landes, wie dies noch eine Woche vorher geplant gewesen ist. Nicht angetastet werden sollen alle Guthaben, die geringer sind als 100.000 Euro. Es bleibt aber dabei, dass die Laiki Bank aufgespalten werden soll. Allerdings müssen nun alle Kunden mit einem Bankguthaben von mehr als 100.000 Euro damit rechnen, dass sie erhebliche Verluste in Kauf nehmen müssen, so hieß es. Auch die Anleihegläubiger sollen demnach bei der Laiki Bank bluten müssen.

Zunächst war es allerdings unklar gewesen, wie es mit den Einlage aussieht von der Bank of Cyprus. Berichtet wurde vom Fernsehsender MEGA, dass es vermutlich so sein werde, dass auf Guthaben, die höher sind als 100.000 Euro, wohl eine einmalige Abgabe fällig werde in Höhe von rund dreißig Prozent.

Die Gespräche für die Rettung Zyperns standen unter einem großen Zeitdruck, denn die EZB hatte bereits letzte Woche angekündigt, dass sie den Banken Zyperns am morgigen Dienstag kein Geld mehr liefern werde, wenn es nicht zu einer Einigung käme auf ein Sanierungskonzept. Wäre dies wirklich eingetreten, dann hätte dieser Schritt durchaus zum Staatsbankrott führen können mit dem dazugehörigen öffentlichen Chaos. Letztendlich war es ja auch so, dass es bei dieser Krise auch um den Verbleib des Landes Zypern in der Euro-Zone ging.

Noch in der Nacht zum Samstag hin hatte das zyprische Parlament bereits einen Teil vom Sparpaket verabschiedet. Gebilligt wurde da bereits Einschränkungen beim Kapitalverkehr, damit soll verhindert werden, dass Gelder in das Ausland abfließen. Beschlossen wurde dabei auch die Bildung von einem Solidarfonds für die Rekapitalisierung von den Geldhäusern. Am morgigen Dienstag sollen dann auch die Banken wieder öffnen, die seit mehr als einer Woche geschlossen sind.

Schon eine gute Woche zuvor hatte man seitens der Eurogruppe einen Rettungsplan beschlossen in Höhe von 10 Milliarden Euro, dieser Plan scheiterte allerdings einige Tage später im Parlament von Zypern. Die Zwangsabgabe war hier der Grund.