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Die EZB droht mit erneuten Eingriffen im Anleihenmarkt wegen dem Druck auf Spanien

Der Druck, den die Märkte momentan auf Spanien ausüben, hält die EZB für „völlig übertrieben“. Benoît Coeuré, ein Direktoriumsmitglied der EZB, droht daher damit, dass man erneut eingreifen werde seitens der Notenbank in den Markt der Staatsanleihen. Man habe eine Instrument, das für Interventionen genutzt werden kann, das Programm SMP. Dieses wurde zwar zuletzt gar nicht genutzt, aber dennoch existiere es.

In den letzten Wochen hatte die EZB keinerlei Bonds mehr von europäischen Ländern erworben am Sekundärmarkt. Davor hatte sie aber für mehr als 200 Milliarden Euro Papiere sowohl von Griechenland als auch von Portugal, Irland, Italien und Spanien gekauft, dies ging seit dem Mai des Jahres 2010 so. So wurden dann die Zinsen für diese Länder künstlich heruntergedrückt.

Noch am Dienstag war es so gewesen, dass die Anleihen von Spanien in absolute Ungnade fielen bei den Investoren. Der Grund dafür war, dass es Zweifel gibt an dem Reformkurs, den die Regierung Spaniens verfolgt. Momentan ist es so, dass Spanien beinahe sechs Prozent zahlen muss an Zinsen, das ist schon ein recht hoher Wert, der langfristig gesehen als gar nicht tragbar gesehen wird.

Coeuré ist der Meinung, dass das Verhalten, welches die Anleger an den Tag legen, vollkommen übertrieben sei. Was sich momentan am Markt abspiele, würde vollkommen die Fundamentaldaten ignorieren, so Coeuré. Es sei zwar so, dass die beiden langfristigen Refinanzierungsgeschäfte, die von der EZB im Dezember und im Februar getätigt worden seien, dazu beigetragen hätten, dass die Lage beruhigt wurde an den Finanzmärkten, aber dass diese Normalisierung recht fragil sei, könne man an der Situation sehen der letzten Tage.

Wegen der sehr hohen Staatsverschuldung des Landes war in Spanien ein recht schweres Sparprogramm in Kraft getreten. Dennoch befürchtend die Ökonomen, dass dies auch die Konjunktur, die sowieso bereits schwächelt, weiter bremsen könne. Im Februar fiel die Industrieproduktion des Landes erneut, dies passierte nun schon zum sechsten Mal hintereinander. Die Statistikbehörde Spaniens, die INE, teilte mit, dass die Produktion um 5,1 Prozent gesunken sein, arbeitstäglich bereinigt und im Jahresvergleich.

Es ist aber nicht nur Spanien, auch Italien steht momentan wieder im Fokus der gesamten Finanzmärkte. Die Skepsis steigt immer mehr an, dennoch war es Italien möglich, noch kurzfristig heranzukommen an frisches Geld. Insgesamt 11 Milliarden Euro konnte das Land einsammeln bei den Anlegern. Dies teilte in Rom die nationale Schuldenagentur mit. Somit wurde hier auf jeden Fall das anvisierte Maximalziel erreicht.

Dennoch war es auch im Fall Italien so, dass die Zinsen spürbar anstiegen gegenüber den letzten Auktionen, die vergleichbar waren. Schon seit ein paar Wochen ziehen auch die Risikoaufschläge wieder sehr deutlich an für italienische Papiere an den Sekundärmarkten. Hier werden umlaufende Aktien gehandelt.

Trotzdem war es Italien möglich, zwei kurzfristige Schuldverschreibungen zu platzieren bei den Anlegern. Drei Milliarden Euro kamen herein durch ein Papier, das die Fälligkeit von drei Monaten hat, bei der Laufzeit von einem Jahr waren es noch einmal acht Milliarden Euro, die das Land in die Schatulle packen konnte.

Gegenüber den letzten Versteigerungen, die im März stattgefunden hatten, stiegen hier die geforderten Zinsen um einiges an. Bei den dreimonatigen Papieren war eine Rendite von 1,249 Prozent fällig im Durchschnitt, davor waren es gerade einmal 0,492 Prozent. Das Papier für die Laufzeit von einem Jahr wies eine Rendite auf von 2,840 Prozent, diese hatte zuvor noch bei 1,405 Prozent gelegen.

In Deutschland sieht das alles ganz anders aus, hier konnte man sich wieder einmal neue Milliarden leihen zu sehr günstigen Zinsen. Eine Einnahme von 3,87 Milliarden Euro brachten die zehnjährigen Anleihen. Dies teilte die Finanzagentur mit, die für das Schuldenmanagement zuständig ist.

Für diese Papiere lag die Rendite im Durchschnitt bei 1,77 Prozent. Das war sogar noch unter dem vorherigen Niveau der letzten Emission, denn Ende Februar musste Deutschland noch eine Rendite von 1,83 Prozent zahlen. Dennoch war die Nachfrage nach den Papieren seitens der Anleger etwas geringer ausgefallen. Diese gerade gelaufene Auktion war 1,1-fach, die davor 1,4-fach überzeichnet.

Bei allen Anlegern gilt Deutschland noch immer als ein relativ sicherer Hafen, daher sind sie auch sehr gerne bereit, auf eine großartige Rendite zu verzichten.

 

Bildquelle: Stephanie Hofschlaeger  / pixelio.de

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