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Banken leihen sich mehr Geld von der EZB als erwartet

Es ist soweit, die EZB hat wieder ihren Tresor geöffnet und den Banken in der Eurozone die Möglichkeit gegeben, zu einem mehr als günstigen Zins von einem Prozent Kredite zu erhalten. Und die Banken haben auch beherzt zugegriffen, rund 800 Kreditinstitute waren es, die zusammen insgesamt fast 530 Milliarden Euro liehen.

Die Banken in Europa sind durch die Schuldenkrise arg gebeutelt, und zum zweiten Mal innerhalb von zwei Monaten haben sie sich viele Milliarden Euro gepumpt von der EZB, der Europäischen Zentralbank. Insgesamt sind es 529,5 Milliarden Euro, die sich die Banken geliehen haben, das teilte die EZB heute in Frankfurt mit. 800 Banken fragten nach Krediten an. Damit ist die Summe doch höher, als die Analysten vermutet hatten, diese schätzten den Bedarf der Banken auf 500 Milliarden Euro.

Bei der ersten Aktion dieser Art, die kurz vor Weihnachten stattgefunden hatte, waren 489,2 Milliarden Euro an die Banken geflossen, ebenfalls zu sehr günstigen Konditionen. Die EZB versucht mit diesen Aktionen, also der Geldflut und auch den niedrigen Zinsen, eine Eskalation der gesamten Schuldenkrise zu verhindern, und auch das Austrocknen der Geldmärkte soll so abgewendet werden.

Momentan ist es so, dass das Vertrauen, das die Institute untereinander haben, sehr massiv gestört ist. Es steht immer die Befürchtung im Raum, dass den Banken die Liquidität ausgehen könnte, und sie dann auch gleich den Kredithahn zudrehen. Gerade die Banken, die sich in den Krisenstaaten des Euro befinden, so wie Italien, Griechenland und auch Spanien, hatten in der letzten Zeit Probleme, sich überhaupt irgendwo frisches Geld zu besorgen. Kein Wunder, dass sofort bei der ersten Aktion im Dezember vor allen Dingen die südeuropäischen Banken zugriffen. Zu der Zeit waren es die deutschen Banken, die sich doch eher zurückhielten. Der Grund für diese Zurückhaltung war schnell definiert, es herrschte ganz einfach die Angst, dass der Ruf einen großen Schaden nehmen könnte, und keine Bank wollte als wackelig dastehen.

Allerdings ist es auch so, dass die privaten deutschen Geschäftsbanken diese erneute Geldspritze der EZB werteten als eine sehr wichtige Stütze für den gesamten Finanzsektor. Dennoch sollte diese langfristige Versorgung mit Geld nicht als ein sogenanntes „Breitband-Antibiotikum“ angesehen und missverstanden werden. Diese warnenden Worte hatte der Bankenverband am Mittwoch parat. Durch die EZB würden Hilfsmaßnahmen bereit gestellt, die vor allen Dingen eines bringen, sie gewinnen Zeit. Dies sagte der Hauptgeschäftsführer Michael Kemmer. Dennoch sei es nicht möglich, dass die Maßnahmen die Schuldenkrise einfach lösen oder auch einen „funktionsfähigen Interbankenmarkt ersetzen“.

Daher betonte Kemmer, dass diese „gekaufte Zeit“, wirklich entschlossen genutzt werden müsse. Diese enorm großen Liquiditätshilfen dürften aber nicht dazu führen, dass sich die Änderung des Geschäftsmodells, das bei einigen Banken innerhalb des Euro-Raums nötig ist, dadurch weiter verzögert. Es sei wichtig, dass die Regierungen in den Eurostaaten jetzt auch die Reformen für die Haushaltskonsolidierung absolut konsequent umsetzen. Wenn es dazu kommt, dass die Kreditvergabe der Banken wieder stärker zunehme, dann müsse die EZB auch gleich wieder die Liquiditätsversorgung drosseln. Kemmer mahnte, dass nur auf diese Weise die Inflationsrisiken auch wirklich unter Kontrolle blieben könnten.

 

Bildquelle: Bredehorn,J  / pixelio.de

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