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Auswirkungen der Krise in Griechenland – erst angestellt dann obdachlos

Die Griechen müssen wegen der Krise nicht nur gewaltige Einschnitte hinnehmen, es kommt für viele von ihnen auch noch sehr viel schlimmer. Oft verlieren die Menschen zuerst ihren Arbeitsplatz, und dann droht auch noch die Obdachlosigkeit, weil sie einfach nicht mehr in der Lage sind, ihre Miete zu zahlen. Es gibt in Griechenland zwar soziale Einrichtungen, die diesen Menschen Zuflucht bieten, dennoch ist es mittlerweile so, dass die Situation zu eskalieren droht.

Früher war es in Griechenland so, dass man auf der Straße eigentlich nur Alkoholiker, Migranten und auch Drogenabhängige finden konnte, aber in den letzten zwei Jahren hat sich dies gravierend geändert. Die Zahl der Menschen, die aufgrund des Verlusts des Jobs obdachlos geworden sind, ist in dieser Zeit angestiegen, und zwar um ein Viertel. Im Moment liegt die Arbeitslosenquote in Griechenland bei unglaublichen zwanzig Prozent. Bei den Menschen, die unter 25 sind, hat gar jeder Zweite keinen Job.

Dabei scheint es auch egal zu sein, welcher Job ausgeübt wurde, jede Branche ist von der Krise betroffen, sei es der junge Elektriker, der mittlerweile jeden Job annimmt, nur um überhaupt Arbeit zu haben, oder der Seemann kurz vor der Rente, dessen Job nun von Philippinern und Türken ausgeübt wird zu einem Lohn, der weit unter dem liegt, was er selbst für den Job bekommen hat.

Für die Griechen ist diese Art von Obdachlosigkeit ein ganz neues Problem, so Christos Papatheodorou, ein Professor im Bereich Sozialpolitik, tätig an der Democritus-Universität in Norden Griechenlands. Bisher sei es wohl so gewesen, dass der starke Zusammenhalt, der für die Griechen traditionell ist, diese Obdachlosigkeit in Grenzen halten konnte. Jetzt sehe es aber so aus, als ob diese ganze Situation nun doch zu explodieren drohe.

Momentan ist es so, dass elf Millionen der Griechen akut von Armut betroffen sind. Dies gab die ELSTAT bekannt, die griechische Statistikbehörde. Dieser Behörde zufolge lebten bereits im Jahre 2010, also zum Anfang der Schuldenkrise, etwa elf Millionen Menschen in Griechenland bereits am Rande der Armut, oder auch am Rande der gesellschaftlichen Ausgrenzung. Das sind rund 28 Prozent der gesamten Bevölkerung. In diesen Statistiken tauchen allerdings die Armut, die momentan herrscht, und auch die Obdachlosigkeit gar nicht erst auf, so Professor Papatheodorou. Der Grund ist recht einfach, denn die nationalen Statistiken oder auch Eurostat beziehen die Daten immer aus sogenannten Modellhaushalten, somit als nur von Menschen, die auch wirklich ein Dach über dem Kopf haben.

Eine soziale Hilfsorganisation, die Klimaka, schätzt, dass momentan allein in der griechischen Hauptstadt Athen rund 20.000 Menschen obdachlos sind und auf der Straße leben. Der Bürgermeister, Georgios Kaminis, sagte im Dezember gegenüber der Zeitung „Ethnos“, dass die Zahl der Obdachlosen gestiegen sei, und zwar im Vergleich zum Jahr davor um rund 20 Prozent.

Professor Papatheodorou fürchtet nun für die Zukunft wirklich Schlimmes, denn die beschlossene Kürzung der Löhne und natürlich auch die Einschnitte bei den öffentlichen Dienstleistungen und den gesamten Sozialausgaben werden auf jeden Fall dazu beitragen, dass die Armut noch einmal verschärft wird.

 

Bildquelle: S. Hofschlaeger  / pixelio.de

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