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An den Finanzmärkten wird die Pleite Portugals erwartet

So wie es momentan aussieht, wird der Fall Griechenland wohl nicht lange der einzige dieser Art bleiben. Mehr als 70 Prozent rechnen an den Finanzmärkten mit einer Staatspleite von Portugal.

Eigentlich ist es ja so, dass die Märkte die Zukunft vorwegnehmen. Wenn dies aber auch für die Schuldenkrise in Euroland gilt, dann steht es wohl nicht gerade sehr gut für die gesamte Währungsunion. Die Politik diskutiert noch über eine Rettung Griechenlands, und die Finanzmärkte sind schon etwas weiter. Sie spielen nämlich bereits die nächste Pleite durch, die es in der Eurozone geben könnte. Man rechnet hier mit dem Ausfall von Portugal. Die mächtigen Finanzmärkte beziffern hier die Zahlungsfähigkeit von Portugal mit über siebzig Prozent. Somit folgt Portugal auf der Liste der Länder, die finanziell am unsolidesten sind, auf Platz 2, und das gleich hinter Griechenland.

Diese düstere Prognose einer Pleite Portugals lesen die Märkte ab an den Kursen der Kreditausfallversicherungen. Diese werden auch Credit Default Swap genannt, kurz auch CDS. Genau diese waren es, die gleich zu Beginn der Woche recht kräftig in die Höhe geschossen sind. Ein CDS kostet gegen den Ausfall von Portugal 1460 Basispunkte. Dies bedeutet, dass jeder, der einen Anleihewert absichern möchte, der bei 100 Euro liegt, 14,60 Euro hinlegen muss, und das ist wirklich ein absoluter Rekord auf diesem Gebiet.

Hier fürchten alle Investoren, dass Griechenland wohl kein Einzelfall bleibt, und dass man dann auch bald noch bluten muss für Portugal. Dies sagte Gary Jenkins, ein Analyst bei Swordfish, einem unabhängigen Researchhaus.

Schon fast panikartig flüchten momentan die Anleger aus den Staatsanleihen von Portugal. Bereits zum Start der Woche kletterten daher die Renditen ganz kräftig aufwärts. Fast 16 Prozent muss Portugal nun für zehnjährige Anleihen an seine Investoren auszahlen. Ein gutes Anzeichen dafür, wie nervös die Anleger hier wirklich sind, kann man anhand der Schuldtitel sehen, die eine Laufzeit von drei Jahren haben, denn bei diesen stieg die Rendite an auf 22,3 Prozent, und das ist der höchste Stand, den es seit mindestens 1997 gegeben hat. Dies offenbart aber auch, dass die Investoren wohl offensichtlich schon kurzfristig damit rechnen, dass das Land in Zahlungsprobleme kommen wird.

Aus Sicht der Politik kommen diese Turbulenzen rund um Portugal wohl zu einem sehr schlechten Zeitpunkt. Bereits seit Wochen wird ja nun darüber verhandelt, Griechenland umzuschulden, damit die Voraussetzungen für das nächste Rettungspaket erfüllt werden. Und es gibt mittlerweile auch schon einige, die durchaus darüber nachdenken, Griechenland einfach in die Insolvenz zu schicken im Zweifelsfall.

Portugal zeigt aber nun, dass dabei ein gewisser Dominoeffekt nicht ausgeschlossen werden kann, der dann auch andere Länder dazu bringen könnte zu kippen. Bereits am Wochenende hatte der Chef der Deutschen Bank, Ackermann, die gesamte Politik gewarnt vor einer Pleite Griechenlands. Er bezeichnete solche Pläne als ein „Spiel mit dem Feuer“.

Wirtschaftlich gesehen ist Portugal gleich nach Griechenland eines der schwächsten Länder, die es in der ganzen Euro-Zone gibt. Seitdem der Euro gestartet ist, ist die Volkswirtschaft in Portugal gerade einmal um neun Prozent gewachsen. Dies bedeutet, dass nur ein Wert von rund einem Drittel vom gesamten Durchschnitt der Euro-Zone erreicht werden konnte. Vergleicht man dies einmal mit dem direkten Nachbarn Spanien, dann wird die Dramatik erst einmal richtig deutlich, denn die spanische Ökonomie kann seit dem Jahre 1999 zurückblicken auf eine Expansion, die ganze 35 Prozent beträgt.

Durch diese Stagnation im wirtschaftlichen Bereich wurden die Schulden des Landes nun noch drückender. Die Schuldenquote erhöhte sich hier von 50 Prozent aus dem Jahr, wo man dem Euro beigetreten ist, auf heute 100 Prozent. Diese Schuldenquote ist dazu da, die bestehenden Verbindlichkeiten in ein Verhältnis zu setzen zum Bruttoinlandsprodukt. Kein Wunder, dass auch die Ratingagenturen hellhörig geworden sind. Alle drei großen Ratingagenturen bewerten nun die Zahlungsfähigkeit Portugals als unterhalb der Note BBB-, womit Portugal das sogenannte Schrott-Niveau erreicht hat.

 

Bildquelle: Rolf Handke  / pixelio.de

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