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Krisenstimmung bei den deutschen Bankern

Den Bankmanagern in Deutschland schlägt momentan so einiges auf das Gemüt. Die Geschäftslage wird momentan von ihnen so pessimistisch bewertet wie schon lange nicht mehr. Vergleichbar ist die momentane Stimmung mit der, die zur Zeit der Rezession herrschte im Jahre 2009. Etwas weniger besorgt sind hier die Kollegen in Europa.

Weniger Kredite für die sogenannte Realwirtschaft, und auch Stellenabbau, das sind die Folgen, mit denen die Manager von vielen deutschen Banken heute rechnen angesichts der Euro-Schuldenkrise, die ja weiterhin ungelöst ist. Auch die trüben Konjunkturaussichten machen die Laune nicht gerade besser.

So hat sich nun auch die Stimmung an den Banken sehr verschlechtert, denn im Januar war es so, dass gerade einmal 90 Prozent der Kreditinstitute in Deutschland die eigene Geschäftslage als positiv bewertet haben. Dies konnte man einer Umfrage entnehmen, die Ernst & Young, eine Wirtschaftsberatung, durchgeführt hat. Dies ist seit dem Jahre 2009 der schwächste Wert, und damals brach die gesamte Wirtschaftsleistung innerhalb von Deutschland ein, und zwar um mehr als 5 Prozent. Im Juni letzten Jahres waren allerdings noch 98 Prozent der Banken recht zufrieden mit ihrer Geschäftsentwicklung.

Für diese Studie wurden insgesamt 500 Manager von Geldinstituten in Europa befragt. 50 dieser Manager stammen aus Deutschland. Hier ist als sehr paradox zu sehen, dass die Wirtschaft innerhalb von Deutschland weitaus besser läuft, als dies im Rest von Europa der Fall ist, und dennoch äußern sich gerade die deutschen Banker sehr skeptisch bezüglich der weiteren Entwicklung an den Finanzmärkten. Sehr viel optimistischer sind hier beispielsweise die Banker in Polen und auch den Niederlanden. Sogar im Krisenland Spanien sind die Banker optimistischer als in Deutschland. Dennoch kann man sich hier die Frage stellen, ob in so manchen Ländern auch wirklich eine realistische Einschätzung der Situation erfolgt. Dies sagte ein Experte von Ernst & Young, Dirk Müller-Tronnier.

Momentan sieht es wohl so aus, dass sich diese Unsicherheit an den Kreditinstituten in Deutschland erst legen werde, wenn wirklich sicher sei, dass eine Pleite Griechenlands endgültig verhindert werden kann. Sollte es zu dem sogenannten Domino-Effekt kommen, das wäre der Ausfall von sofort mehrerer Schuldner innerhalb von Europa, dann rechnen die Institute in Deutschland auf jeden Fall mit sehr erheblichen Folgen negativer Art für den ganzen Bankensektor. Dann würde es so kommen, dass die Kreditvergabe heruntergefahren werden müsse, und bei jeder dritten Bank wäre es wohl auch so, dass sie Staatshilfe beantragen müsste. Erstaunlich ist auch wieder, dass gerade einmal 20 Prozent der Banker in Europa damit rechnen, dass die eigene Bank vom Staat gerettet werden muss, wenn es zu solch einem Fall käme.

Die flaue Konjunktur sorgt dafür, dass sich die Banken innerhalb Europas nun auf ansteigende Kreditausfälle einrichten. Als Folge davon haben sie vor, die Ausgabe von neuen Krediten zu drosseln, zumindest tendenziell. Hier rechnet Ernst & Young aber nicht mit einer sogenannten Kreditklemme, zumindest nicht, solange sich die Lage nicht absolut massiv verschlechtern sollte.

Gemildert werden diese Sorgen bezüglich einer Kreditklemme auch von den aktuellen Zahlen, die die EZB liefert. Deren Angaben nach lagen die Kreditvergaben der Banken an die Firmen im Januar nur noch um etwa eine Milliarde Euro unter dem Wert des Vormonats. Hier hatte es im Dezember einen absoluten Rekordeinbruch gegeben, der bei 35 Milliarden Euro gelegen hatte.

Es sieht wohl auch so aus, als ob die gerade erst erteilte Finanzspritze der Europäischen Zentralbank ihre Wirkung nicht verfehlt hat, denn gerade erst, also zum Ende des letzten Jahres, hatte die EZB knapp eine halbe Billion Euro zur Verfügung gestellt für die Banken, und das zu sehr niedrigen Zinsen. Laut Mario Draghi, Chef der EZB, sei damit eine „große Kreditklemme“ verhindert worden.

Der Umfrage nach rechnen aber die Bankmanager in Deutschland dennoch damit, dass es in der Branche einen Stellenabbau geben wird. Rund ein Viertel aller Befragten erwartet demnach in den nächsten Monaten Jobverluste, lediglich 12 Prozent wollen die Belegschaft noch aufstocken. Es ist gerade einmal ein halbes Jahr her, dass das Verhältnis noch genau anders herum gewesen ist. Stärker in das Personal investieren will wollen dagegen die britischen, französischen und auch niederländischen Banker.

 

Bildquelle: SarahC.  / pixelio.de

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