kredit.MS | Money & Service

Die deutschen Kleinanleger zocken mit Griechenland

Das Sparpaket ist gebilligt, und trotzdem der Weg nun frei ist für ein weiteres Milliarden-Hilfspaket stellen sich viele die Frage, ob Griechenland den Staatsbankrott überhaupt noch abwenden kann. Die deutschen Kleinanleger scheinen auf jeden Fall darauf zu setzen, und dabei erhoffen sie sich Renditen, die schon als aberwitzig zu bezeichnen sind. Aber es gibt nicht nur die üblichen Zocker, die ganz gebannt Richtung Griechenland schauen, sondern auch die vielen Fondskunden konservativer Art.

Spätestens am 20. März ist es dann soweit, der Tag der Wahrheit ist dann gekommen, zumindest einmal für die vielen Kleinanleger in Deutschland. Das ist genau das Datum, an dem eine griechische Anleihe ausläuft, die ein Volumen von 15 Milliarden Euro hat. Hier lautet die alles entscheidende Frage, ob die Griechen das Geld wohl zurückzahlen können oder nicht. Das Geld hat Griechenland selbst nicht, und das Geld von der EU und dem IWF wird es auch nur geben, wenn das Schuldenland auch wirklich ernst macht mit der Umsetzung des Sparkurses.

Schon seit längerer Zeit ist es so, dass die Anleihen aus diesem Land als wahre Zockerpapiere gelten. Die Kurse befinden sich hier schon recht weit entfernt vom sogenannten Nominalwert, der bei 100 liegt. An der Börse von Stuttgart tummeln sich die Kleinanleger ganz besonders gerne, und dort stand dann die am 20. März auslaufende Anleihe bei etwa 40 am Freitagabend. Dies bedeutet beispielsweise, dass jeder, der 4020 Euro investieren möchte, durchaus im März hoffen kann auf den Betrag von 10.000 Euro. Bei diesem Beispiel sind Gebühren und Zinskupon außen vor gelassen. Dies gilt natürlich nur, wenn Griechenland diese Anleihe dann auch wirklich bedienen kann und wird. Auch die Athen-Bonds locken mit ähnlichen Aussichten. Eine dieser Anleihen, auslaufend im September, liegt bei etwa 41, die für den Mai gar bei knapp 33.

Optionen dafür, was dann eigentlich am 20. März passieren könnte, gibt es einige. Zum einen könnte es zu einem Staatsbankrott Griechenlands kommen, und das wäre dann der totale Verlust für die Gläubiger der Anleihen. Bei Variante zwei bekommen dann die Griechen das Geld von IWF und EU, und wenn noch kein Schuldenschnitt vereinbart worden ist, dann wird diese Anleihe auch zu einhundert Prozent ausgezahlt. Gleichzeitig wird eine neue begeben. Die dritte Variante ist, dass Griechenland das Geld einfach hat, und sich auch mit den Privatgläubigern geeinigt hat bezüglich des Schuldenschnitts und eines Austausches der Anleihen.

Dazu kommt dann noch die Frage, wer denn bei dem Tausch überhaupt mitmacht. Ist der Tausch freiwillig oder doch eher verpflichtend? Auch hiervon hängt einiges ab. Wenn es zu einem Tausch kommt, der verpflichtend ist, dann wird die Anleihe berechnet und auch umgewechselt zu dem vereinbarten Zinssatz. Ist er nicht verpflichtend für alle, dann ist es möglich, dass sich Anleger einfach weigern und dann doch die komplette Summe zurückerhalten.

Das sind die Gedankenspiele, die momentan in sehr vielen Köpfen ablaufen, gerade bei den Privatanlegern. Aber auch eine Zeitung, die nicht gerade als Finanzblatt bezeichnet werden kann, ist mit dabei, und zwar die „Bild“-Zeitung. Diese kaufte im Dezember letzten Jahres Anleihen Griechenlands für rund 10.000 Euro. Gibt es einen Gewinn, will das Blatt diesen allerdings spenden.

Aber auch wenn es zum Schuldenschnitt kommen sollte, kann sich das Geschäft durchaus noch lohnen für alle Spekulanten. Auch wenn dieser sogenannte „Haircut“ lediglich bei 50 Prozent liegen sollte, gibt es dann immer noch die Möglichkeit für einen kleinen Gewinn. Liegt der Schnitt allerdings bei 60 Prozent, dürfte die Zockerei zu einem Minusgeschäft werden.

Das ist durchaus ein hochriskantes Spiel, das aber offensichtlich von den privaten Anlegern sehr gerne in den letzten Tagen vor der Entscheidung in Athen gespielt worden ist. Wenn man hier einmal die Bundesanleihen ganz außer Acht lässt, dann waren unter den Staatsanleihen aus dem Euro-Raum, die am meisten am Freitagmorgen in Stuttgart gehandelt worden waren, ganze drei Athen-Bonds. Und das ist nichts Außergewöhnliches, denn es gab hier durchaus auch schon Tage, an denen in Stuttgart auch noch mehr als die Hälfte des gesamten Handelsvolumens auf die Griechen-Papiere entfiel.

Für den Kleinspekulanten sind es aber längst nicht mehr nur die Anleihen aus Griechenland, die interessant sind, auch Anleihen aus Portugal und Irland liegen im Trend.

 

Bildquelle: cl  / pixelio.de

GD Star Rating
loading...