kredit.MS | Money & Service

Der Markt ignoriert offensichtlich die Herabstufungen von Frankreich und Co.

Generell heißt es ja immer, dass die Finanzierungskosten steigen, wenn das Rating sinkt. Das ist wohl eine Binsenweisheit, die aber momentan so gar nicht greift. Das sieht man am Beispiel von Spanien, denn dieses Land konnte heute weitaus mehr an Schulden auf dem Markt platzieren, als man dies überhaupt geplant hatte. Auch bei Frankreich sieht es nicht anders aus. Der Verlust der Topnote „AAA“ scheint hier sogar das Gegenteil zu bewirken.

Heute standen die ersten Anleihe-Auktionen ins Haus für Spanien und Frankreich, nachdem für beide Länder eine Herabstufung durch Standard & Poor´s durchgeführt worden war. Und diese Auktionen haben beide Länder auch mit Bravour hinter sich bringen können. Bei den Schuldtiteln Spaniens gab es eine dermaßen große Nachfrage, dass das Land hier 6,6 Milliarden Euro aufnahm, geplant waren aber lediglich nur 4,5 Milliarden Euro. Allerdings forderten hier die Anleger auch eine höhere Rendite, als das vorher der Fall gewesen war. Bei den Refinanzierungskosten des Landes Frankreich sah es dagegen vollkommen anders aus, diese gingen zurück, und das sogar recht deutlich. Nach der Auktion von Frankreich konnte der Euro sogar zumindest zeitweise die Marke von 1,29 Dollar überspringen.

Am Freitag hatte es Spanien und Frankreich getroffen, die Ratingagentur S&P entzog Frankreich das Spitzenrating, also die Topnote „AAA“, und Spanien traf es noch härter, die Note wurde hier gleich um zwei Stufen herabgesetzt, von vorher „AA-“ auf „A“. Oft ist die Folge einer solchen Verschlechterung der Kreditwürdigkeit, dass die Refinanzierungskosten stark ansteigen, denn die Anleger fordern dann natürlich eine höhere Risikoprämie dafür, dass sie in die Anleihen des jeweiligen Staates investieren sollen.

Dies traf aber diesmal im Falle von Spanien nur ein, als es um die Anleihen ging, die eine Laufzeit bis 2016 haben. Damit sie in diese Vierjahrespapiere investieren, forderten die Anleger hier eine Rendite in Höhe von 4,021 Prozent. Eine Woche zuvor waren es noch 3,912 Prozent. Die Rendite von Zehnjahresanleihen dagegen fiel überraschend gegenüber der Woche zuvor, und zwar um 1,572 Prozentpunkte. Hier wurden dann noch 5,403 Prozent verlangt. Noch niedriger hatten die Renditen zuletzt auf dem Sekundärmarkt gelegen. Der Sekundärmarkt ist der Handel, der mit bereits umlaufenden Zehnjahresanleihen stattfindet. Am Mittwoch notierten diese hier mit 5,147 Prozent, und gleich nach der Auktion zogen diese auch an.

Auch Frankreich scheint der Verlust der Topnote nicht zu schaden. Die Refinanzierungskosten für das Land gingen bei der Auktion am heutigen Donnerstag zurück, und das übergreifend bei allen Laufzeiten. Frankreich konnte Zweijahrespapiere platzieren mit einer Rendite, die bei 1,05 Prozent lag, dies bedeutet, dass es 0,53 Prozentpunkte weniger waren als bei der letzten Emission, die vergleichbar war im vergangenen Oktober. Bei den Dreijahresläufern wurden 1,51 Prozent fällig, im Vergleich dazu lag die Rendite im letzten November bei 2,44 Prozent. Bei den Vierjahrespapieren sankt der Satz von 2,82 Prozent im November auf 1,89 Prozent. Insgesamt konnte Frankreich mit dieser Emission 7,97 Milliarden Euro in das Staatssäckel stecken. Heute Nachmittag geht es weiter, dann will Frankreich erneut Geld einsammeln, eine bis 1,5 Milliarden Euro sollen zusammenkommen bei den inflationsgeschützten Anleihen.

Kein Wunder, dass die Analysten hier sehr erfreut reagierten, denn diese erfolgreichen Emissionen vom Donnerstag Vormittag seien eindeutig ein weiterer Beleg, dass die Märkte wohl die Herabstufungen der Ratingagentur vollkommen abgeschüttelt hätten. Dies sagte Richard McGuire, Rabobank, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

Von der DZ Bank äußerte sich Michael Leister. Er wertete diese recht hohe Nachfrage gerade nach den Anleihen Spaniens als einen Beweis dafür, dass die Theorie stimme, dass die Banken Südeuropas die Anleihen Spaniens aufkauften, damit sie diese dann bei der EZB als Sicherheiten hinterlegen könnten. Im Vergleich mit deutschen oder französischen Staatsanleihen haben diese spanischen Schuldtitel recht niedrige Kurse und sind daher bestens geeignet, um diesem Zweck zu dienen. Ende Februar wird es soweit sein, dass die EZB erneut den Geschäftsbanken Kredite anbietet, die eine Laufzeit von drei Jahren haben. Dies ist erst das zweite Mal in der Geschichte der EZB, dass dies überhaupt passiert.

Bereits in der letzten Woche hatte Spanien die sehr hohe Nachfrage genutzt, um 10 Milliarden Euro zu platzieren am Markt, das war doppelt so viel, wie man dies eigentlich geplant hatte. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hat errechnet, dass Spanien mit dieser Auktion am heutigen Donnerstag wohl gut ein Fünftel des nötigen Refinanzierungsbedarfs des ganzen Jahres erreicht hat.

 

Bildquelle: uschi dreiucker  / pixelio.de

GD Star Rating
loading...