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Der Börsengang von Facebook – Aktie wird vielleicht ein Papier für Zocker

Facebook, das größte soziale Netzwerk auf der ganzen Welt, geht nun doch an die Börse. Dies verspricht für viele große Gewinne und natürlich viel Geld, aber Anlageexperten sehen das etwas anders und mahnen deshalb zunächst einmal zur Vorsicht.

Den ersten Schritt, um an der Börse mitzumischen, hat Facebook ja bereits getan. Der Börsenprospekt wurde veröffentlicht, mit diesem wirbt das soziale Netzwerk bei den Investoren für die eigenen Aktien. Allerdings gibt es noch keinen festen Termin, wann es denn letztendlich den Gang auf das Börsenparkett geben soll.

Zunächst liegt das Volumen des Börsengangs von Facebook bei fünf Milliarden Dollar. Gerade in den letzten Tagen wurde über dieses Volumen sehr viel spekuliert, und mit fünf Milliarden ist das Volumen gerade einmal halb so hoch, wie dies eigentlich erwartet worden war. Natürlich ist es möglich, dass sich diese Summe noch erhöht. In der Regel ist es durchaus üblich, dass die Firmen zunächst einmal etwas tiefer stapeln. Man wartet so erst einmal die Reaktionen der Investoren ab, und wenn dann genügend Nachfrage vorhanden sein sollte, dann erhöht man später einfach den Preis.

Weiterhin verrät das Börsenprospekt, dass Facebook sehr rasant wächst, und dabei auch Geld verdient. Dies wird vor allen Dingen durch Werbeeinnahmen generiert. Unter dem Strich blieben so im letzten Jahr rund eine Milliarde an Dollar übrig. Im Jahr 2010 waren es nur 606 Millionen Dollar, und im Jahr 2009 lag das Unternehmen bei 229 Millionen Dollar. Zuletzt konnte man einen Umsatz verbuchen von 3,7 Milliarden Dollar. Dies ist ein Plus von rund 88 Prozent gegenüber dem Jahr davor.

Allerdings ist es hier auch so, dass sich sehr viele Investoren fragen, ob diese Zahlen denn überhaupt die kolportierte Firmenbewertung, die bei 75 bis 100 Milliarden Dollar liegt, überhaupt rechtfertigt. In seinem Börsenprospekt lässt Facebook selbst noch gar keine Rückschlüsse darauf zu, welcher Wert dem Unternehmen vom Management zugemessen wird. Es wird hier keine Zahl angegeben bezüglich der auszugebenden Aktien, und auch der Preis für das einzelne Papier wird nicht genannt.

Der eigentliche Börsengang wird hier entweder für das späte Frühjahr oder auch den Sommer erwartet. Bis dahin will Facebook diese fehlenden Angaben nachreichen. Erst dann wird auch spätestens feststehen, wie viele Anteile der Gründer von Facebook, Mark Zuckerberg, hergeben wird. Genau an dieser Stelle gibt es ebenfalls eine Lücke im Börsenprospekt.

Laut der Angaben ist es so, dass Zuckerberg rund 28 Prozent aller Anteile selbst halte. Auf siebzig Prozent kommt das gesamte Management, und der Rest ist in den Händen von Finanzinvestoren. Allerdings ist es auch so, dass hier nicht alle Aktien dasselbe Stimmrecht besitzen. Somit hat auch nicht jeder Besitzer den gleichen Einfluss auf das, was das Unternehmen machen wird.

Die Vermögensverwalter sind hier recht skeptisch. Alle Anleger, die eher langfristig orientiert seien, sollten eher die Finger von den Facebook-Aktien lassen. Das ist die Meinung von Maik Haufe, Vermögensverwalter. Seine Empfehlung für alle Investoren, die strategisch orientiert sind, gehe dahin, nicht in die Aktien des sozialen Netzwerks zu investieren, sobald dies auf dem Markt erhältlich sind. Er sieht es so, dass in diesen Aktien einfach zu viele Erwartungen in die Zukunft stecken. Sich an den Aktien von Facebook zu beteiligen sei aber eine Option für jeden spekulativen Händler. Grundsätzlich sieht Haufe Facebook als sehr teuer bewertet, und daher stuft er das Ganze auch als spekulativ ein. Dennoch ist es auch so, dass er keinen Zusammenbruch erwartet nach dem Börsengang. Dies sei sehr unwahrscheinlich. Als Grund dafür gab er an, dass Facebook schwarze Zahlen schreibe.

Gründer Zuckerberg hält hier Aktien, die der Klasse B entstammen, und zwar mit zehn Stimmen. Alle Anleger erhalten beim Börsengang allerdings nur A-Aktien, die nur eine Stimme erhalten. Somit ist klar, dass das Sagen auch weiterhin bei Zuckerberg blieben wird. Andere Anteilseigner haben Zuckerberg auch ihre Stimmen übertragen, und daher kommt er im Moment auf gut 57 Prozent von allen Stimmrechten.

Lange Zeit wollte Zuckerberg die Kontrolle über Facebook ja überhaupt nicht aus der Hand geben. Er sammelte lieber Geld von verschiedenen Investoren ein, und das in mehreren Finanzierungsrunden, die nicht öffentlich waren, anstatt über einen Börsengang nachzudenken. Sehr oft hat er auch Kaufangebote ausgeschlagen, die milliardenschwer waren, zuletzt war dies der Fall beim Internetriesen Google.

Obwohl Facebook in letzter Zeit immer wieder im Gespräch war wegen der Bedenken bezüglich des Datenschutzes, ist dies dennoch der wohl spektakulärste Börsengang, den es im Zeitalter des Internets gibt, und das allein schon wegen der wahnsinnigen Anzahl von Nutzern, die laut Prospekt bei 845 Millionen liegt. Die Wall Street ist angesichts dieses Börsengangs schon seit einigen Tagen in absolut heller Aufregung. Alle Investoren hoffen hier natürlich auf ein Investment, das sehr lukrativ ist, und die Aktienhändler sowie die Banker rechnen schon einmal die Gebühreneinnahmen aus.

Selbst wenn Facebook „nur“ mit den bisher genannten fünf Milliarden an die Börse gehen würde, gäbe dies immer noch den größten Internet-Börsengang überhaupt. Google schaffte es dagegen im Jahr 2004 nur auf Einnahmen, die bei 1,7 Milliarden Dollar lagen.

Spekuliert worden ist ja schon lange über den Internet-Börsengang von Facebook, und viele kleinere Internetfirmen hatten zuvor ja auch schon den Sprung an die Börse gewagt, so wie LinkedIn oder auch Zynga. Man hatte dies als Testlauf für den Giganten Facebook gesehen.

 

Bildquelle: Gerd Altmann  / pixelio.de

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