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Anleger fürchten ein Ende der Geldflut von den Notenbanken

Schon seit einiger Zeit betreiben die Notenbanken eine sehr lockere Geldpolitik, und davon sind die Börsen nun abhängig. Jetzt ist es aber soweit, dass die Anleger befürchten, dass die Notenbanken diese Geldflut abstellen könnten. Daher sind eigentlich erfreuliche Konjunkturdaten, die aus den USA kommen, gar nicht so gerne gesehen. Der Dax muss daraufhin einiges abgeben.

Der Dax wird heute eindeutig belastet durch die Unsicherheit, die an den Märkten herrscht bezüglich der Zukunft, die die Geldpolitik der US-Notenbank, der Fed, haben wird. Somit beschleunigte sich auch gleich der Trend nach unten vom Leitindex, und das gleich wenige Minuten, nachdem der Handel gestartet hatte. Im Vormittagshandel liegt der Dax somit bereits 1,25 Prozent niedriger und steht bei 8.245 Punkten. Seitens der Investoren fürchtet man sich heute aber auch vor den US-Arbeitsmarktdaten, zumindest dann, wenn diese zu gut ausfallen. In diesem Fall ist es durchaus möglich, dass das der Anfang vom Ende ist von der lockeren Geldpolitik der Fed. Genau diese Geldpolitik ist es, die die Aktienmärkte dieser Welt von einem Rekord zum nächsten treibt.

Am Montag stiegen somit auch die beiden Volatilitätsindizes, der VStoxx und der VDax, die dafür zuständig sind, die Nervosität zu messen von den Anlegern, an, und zwar in der Spitze um je etwa 11 Prozent. Beim VDax ergab sich somit der höchste Stand, den er seit dem Anfang des Novembers 2011 gehabt hat, er lag bei 21,55 Punkten. Die Verunsicherung stieg auch auch wegen der widersprüchlichen Signale, die aus dem Bereich der Wirtschaft Chinas kamen.

Am kommenden Freitag werden die Arbeitsmarktdaten der USA für den Mai veröffentlicht, und dann wird es wohl soweit sein, dass die Stunde der Wahrheit schlägt. Seitens der Volkswirte ist es notwendig, dass die Beschäftigtenzahl stetig steigt, und zwar um 200.000 jeden Monat, um die hohe Arbeitslosigkeit auch abzubauen. Die Ökonomen, die von Reuters befragt worden waren, gehen durchschnittlich davon aus, dass die Firmen in den USA etwa 168.000 neue Jobs vergeben haben, dies würde dann ganz leicht über dem Plus vom April liegen, das sich bei 165.000 befand.

Tobias Basse, der Aktienstratege der NordLB, sagte, dass sich in dieser Woche wohl keiner der Anleger eindeutig positionieren wolle, und somit ist vorauszusehen, dass sich der Dax eher seitwärts bewegen werde. Derselben Ansicht ist auch Bernd Weidensteiner, Volkswirt der Commerzbank. Seiner Meinung nach ist es so, dass die Arbeitsmarktdaten aus den USA den anstehenden Kurs vorgeben werden. Je stärker die Zahlen seien, desto schneller werde es auch dazu kommen, dass sich die Fed durchringen wird zu einem Wechsel des Kurses.

Die Papiere der Lufthansa konnten sich heute halten mit einem Plus in Höhe von 0,3 Prozent. Geplant ist seitens des Konzerns, dass fünfzig Langstrecken-Jets gekauft werden sollen. Gleichzeitig geht auch der Weltluftfahrtverband momentan davon aus, dass wegen der Treibstoffkosten, die sinken, und auch der heftigen Sparmaßnahmen von den Airlines in diesem Jahr davon auszugehen ist, dass mehr Gewinne eingeflogen werden können, als man sich dies bisher ausgerechnet hat.

Großer Verlierer im MDax ist heute IVG Immobilien. Die Papiere des Unternehmens gaben ab um bis zu 24 Prozent, so dass sie lediglich noch 0,30 Euro erreichten. Seiner eigenen Einschätzung nach ist es so, dass der Immobilienkonzern aus Bonn, der momentan recht angeschlagen ist, seine Schulden drücken muss um rund 1,75 Milliarden Euro. Am Freitagabend hatte das Unternehmen zum ersten Mal den Restrukturierungsplan veröffentlicht, damit wurden Informationen von Reuters bestätigt, die Anfang Mai aus den Finanzkreisen zu hören waren. Den Plänen nach sollen die Kreditgeber verzichten auf einen Teil von ihren Forderungen. Im Gegenzug dazu sollen sie Aktien erhalten von der IVG.

Sehr enttäuschend waren heute die Zahlen, die aus China kamen. Den Händlern nach ist es wohl so, dass die Anleger fürchten, dass die Nachfrage, die aus China kommt, die Erwartungen nicht erfüllen könne. Im Mai fiel der Einkaufsmanagerindex von der HSBC ab von 50,4 Punkte auf 49,2 Punkte. Somit wird zum ersten Mal sei rund sieben Monaten ein Schrumpfen signalisiert von den Industriegeschäften. Am heutigen Nachmittag wird noch der ISM-Index anstehen, dieser ist zuständig für das verarbeitende Gewerbe in den USA.

Andreas Hürkamp, Marktstratege der Commerzbank, geht davon aus, dass der Aktienmarkt in Deutschland wohl den gesamten Sommer über nicht recht vom Fleck kommen werde. Man erwarte, dass der Dax zur Mitte des Septembers hin nicht höher sein wird als dies Mitte des Mai der Fall gewesen ist, so Hürkamp.

Seiner Meinung nach wird es auch so sein, dass die Investoren verstärkt achten werden auf die unterschiedlichen Risikofaktoren, so wie den Einfluss, den der schwache Yen hat auf die deutschen Unternehmen, die exportstark sind, die eventuelle Herabstufung der Bonität von Spanien auf das sogenannte Ramschniveau, und natürlich auch die Diskussionen, die sich rund um die Geldpolitik der Notenbanken ergeben.

Der Fed steht die EZB in nichts nach, auch die Europäische Zentralbank kämpft mit einer Geldflut gegen die Rezession. Nachdem bereits Anfang Mai der Leitzins gesenkt worden war auf 0,5 Prozent, einem historisch niedrigen Wert, wird bei der für Donnerstag anstehenden Ratssitzung zwar nicht damit gerechnet, dass es noch einmal zu einer Senkung kommt, aber Mario Draghi, Chef der EZB, hatte bereits angedeutet, dass man bei Bedarf doch noch einmal nachlegen werde. Auch der bereits diskutierte Strafzins für all die Banken, die ihr Geld parken bei der Notenbank, sei demnach keinerlei Tabu mehr.

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