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Alle reden davon – was bringt denn überhaupt die Finanztransaktionssteuer?

Gerade in den letzten Tagen ist sie in aller Munde, die Finanztransaktionssteuer. Dass diese Steuer etwas mit der Börse zu tun hat, das wissen die meisten, was bringt sie aber wirklich? Das Ziel dieser Steuer ist zumindest klar, denn damit möchte man verhindern, dass durch eine Gebühr auf die Finanzgeschäfte das immer stattfindende Zocken an der Börse sich weiter ausweitet, denn dadurch wird diese Praktik schon sehr erschwert. Dennoch warnen Kritiker, und zwar vor den Nebenwirkungen diese Steuer.

Die Idee dazu ist eigentlich schon recht alt, denn bereits im Jahre 1972 schlug der amerikanische Wirtschaftsprofessor James Tobin vor, dass man internationale Devisengeschäfte belegen sollte mit einer Umsatzsteuer, die in der Höhe von 0,5 Prozent bis 1,0 Prozent liegen sollte. So sollten diese kurzfristigen Spekulationen eingedämmt werden, die auf Währungsschwankungen basierten. Nunmehr rund vierzig Jahre später wird wieder auf diese Idee zurückgegriffen seitens der Politiker, indem sie eine Finanztransaktionssteuer fordern. Allerdings geht es dieses Mal nicht mehr nur um diese Devisenspekulationen. Die Finanztransaktionssteuer soll heute auch fällig werden auf den Handel mit Anleihen, Aktien und auch Finanz- sowie Rohstoffderivate. Die Befürworter geben als Argument an, dass schon ein ganz kleiner Steuersatz, der sich zwischen 0,01 und 0,1 Prozent befinden sollte, ausreicht, um sehr viele kurzfristige Spekulationsgeschäfte, die auch die kleinsten Kursschwankungen gleich ausnutzen, unattraktiv zu machen.

Dazu komme noch, dass eine solche Steuer auch für den Staat Einnahmen in Milliardenhöhe bringen würde. Eine Schätzung des österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung besagt, dass in Deutschland schon ein Satz von 0,5 Prozent ausreichen würde, um so mit Einnahmen rechnen zu können, die sich zwischen 0,7 bis 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts bewegen. In Zahlen ausgedrückt wären dies zwischen 17 Milliarden und 37 Milliarden Euro.

Natürlich gibt es auch einige Gegner dieser Steuer. Diese verweisen darauf, dass eine solche Finanztransaktionssteuer leider nicht nur die Spekulanten treffen würde, auf die sie eigentlich ausgerichtet sei. Auch alle Unternehmen, die sich vielleicht gegen Währungsschwankungen absichern möchten über die ganzen Finanzmärkte wären davon betroffen. Auch die Privatanleger müssten zahlen, wenn sie Aktien kaufen wollen, und auch die Fonds, die eine Altersvorsorge aufbauen für ihre Kunden, werden zur Kasse gebeten. Die Kritiker sehen weiterhin die Gefahr, dass die ganzen Spekulanten untertauchen könnten, um dieser Abgabe ganz einfach zu entgehen. Sie würden dann nicht mehr über die Börse handeln, sondern gleich mit den Geschäftspartnern. So würde auf jeden Fall auch die Intransparenz der Märkte wieder vergrößert.

Allerdings gibt es auch einen Punkt, an dem sich Gegner und Befürworter der Steuer einig sind. Sie sagen, dass eine solche Finanztransaktionssteuer, wenn überhaupt, nur weltweit eingeführt werden sollte und kann. Nationale Alleingänge führten nur dazu, dass die Spekulanten die Finanzplätze meiden, die hier betroffen sind.

Natürlich gibt es auch innerhalb der EU Streit zu diesem Thema, vor allen Dingen Großbritannien und Schweden wehren sich hier gegen diese Pläne bezüglich einer EU-weiten Finanztransaktionssteuer. Schon im September machte der britische Premierminister Cameron klar, dass sich sein Land auf keinen Fall beteiligen werde, so wolle er den Finanzplatz London schützen.

 

Bildquelle: S. Hofschlaeger  / pixelio.de

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